Die Gedichte
der Rügenwalder

Mein Rügenwalde

Wenn ich durch deine stillen Straßen gehe,
vorbei an Häusern mit Vergangenheit,
wenn ich hinauf zu deinem hohen Kirchturm sehe,
spür´ einen Hauch ich deiner Herrlichkeit.

Wenn ich im Hafen hör´ die Hämmer schlagen,
den Ruf der Werften, des Echos wild´ Gedröhn,
dann bleib ich steh´n und kann nur immer sagen,
mein Rügenwalde, mein Heimatland, wie bist du schön!

Alfred Maahs
Rügenwalde

Abend an der Wipper

Ich steh´ am Uferrand und lausche in die Stille.
Durch´s Schilf streicht leis´ ein kühler Abendwind.
Im feuchten Gras zirpt verloren eine Grille,
bis auch sie endlich Ruh´ und Schlimmer find´t.

Des Mondes Sichel glitzert silbern auf den Wellen,
Nachthimmel färbt das Wasser dunkelblau,
vieltausend gold´ne Sterne es erhellen,
versunken steh´ ich da und schau und schau.

Ich hebe langsam meine Augen auf zum Himmel,
zur unendlich großen Zahl der Sterne,
und meine Seele weitet sich - ihr wachsen Flügel
und die Gedanken wandern in die Ferne ....

Anita Buchheim
Rügenwalde

In der Fremde

Wo der Wald rauscht
und die Ostsee rauscht,
hat mein Herz gelauscht - der Melodie.

Dort am Meeresstrand
ist mein Pommerland.
Dich mein Heimatland - vergeß´ ich nie!

Fremdes Wasser rauscht,
ach, mein Herz, es lauscht
und es findet nicht - den Heimatton!

Voller Heimweh schlägt´s
und der Wind er trägt´s
über Berg und Tal - an´s Meer davon.

Ostseebrandung schäumt
und mein Herz es träumt,
von Kindheit und von - der Jugend Glück.

Trauer zieht in´s Herz und
mit leisem Schmerz
sieht es ein, noch gibt - es wohl kein Zurück.

Anita Buchheim
Rügenwalde

In der Fremde

Das Wasser rauscht am Mühlenwehr,
es singt mein Heimat-Lied.
Vom weißen Strand, vom blauen Meer,
von der Möwe, die himmelwärts zieht.

Die grüne Insel umrandet Schilf
und Ginsterstrauch erblüht
in gelbgoldener Farbenpracht,
wohin das Auge sieht.

Und langsam steigt die Nacht herauf,
der Mond bezieht die Wacht.
Sein silberglänzendes Spiegelbild,
im Wasser, bewegt sich sacht.

Droben am nachtblauen Himmelszelt
viel goldene Sterne stehen.
Sie funkeln friedlich auf die Welt.
Oh Heimat, wie bist Du so schön !

Anita Buchheim
Rügenwalde

Umsiedlerlos

Unsere Heimat liegt am fernen Meer,
man hat uns aus ihr vertrieben .......

Völlig verarmt kamen wir hierher,
nur das Leben war uns geblieben. -

Doch Mut und Kraft nahm man uns nicht,
von Neuem hieß es nun beginnen. -

Noch mehr verlieren können wir nicht !
Jetzt können wir nur noch gewinnen !

Anita Buchheim
Rügenwalde

Heimatglocken

Heimatglocken, Heimatglocken,
wie seid ihr so weit.
Euren Klang können wir nicht hören
schon seit langer, langer Zeit.

Heimatglocken, Heimatglocken,
für uns seid ihr nicht mehr da.
And´re Menschen hör´n Euch immer
schon so manches Jahr.

Heimatglocken, Heimatglocken,
läuten Tag für Tag.
Wenn sie wüßten, wie die Sehnsucht
uns im Schlaf hält wach!

Heimatglocken, Heimatglocken,
läuten immer noch.
Einmal wird der Tag dann kommen,
wo wir euch werden hören doch.

Anna Dittberner
Rützenhagen

Verlorene Heimat

Die Heimat liegt in weiter Ferne,
wir werden sie nie mehr wiederseh´n,
übrig bleiben nur die Sterne,
die auch bei uns am Himmel steh´n.

An die Heimat denk ich immer,
fast an jedem schönen Tag,
was auch dort wohl immer auch geschehen mag.

An´dre Menschen wohnen dort in uns´rem Ort
und des Meeres Wogen spülen sie auch nicht fort.

Die Fremden werden bleiben,
sie geh´n nicht wieder fort,
doch die Ostseewellen plätschern immerfort.

Alles ist nun anders, als es einmal war,
nur die Natur ist geblieben, das ist sonderbar.

Auch die alten Bäume grünen immer noch
und in unseren Träumen seh´n wir die Heimat oft.

So wie uns die Sonne immer wieder scheint,
ist hier und dort ein Mensch, der immer wieder weint.

Frühling wird es wieder, wieder jedes Jahr,
auch in uns´rer Heimat, die sie damals für uns war.

Was uns ist geblieben, ist die Erinnerung doch,
und das Ostseerauschen hör´n im Schlaf wir noch.

Anna Dittberner
Rützenhagen

Ach wat!

De schöne Sommer fangt nu an,
Un allens dröönt un Bleugt!
Lütt Amsel singt, all wat se kann.
Hüür blots, wat de sik freugt!

Se singt von Leev un all so wat
Un hett dorbi vergeten,
Dat gistern uns oll geelbunt Katt
Eer ganzen Jungen freten.

Mie maakt de Krieg dat ebenso,
Min Geld dat güng heidi!
Doch wenn´k de Amsel büren do,

Ach wat! Denn freug ick mi!

Bernhard Trittelvitz

Mien Pommerland

As ik noch bi di wier, min Pommerland,
heff ik woll wüst, wur schön du büst,
un heff mi freugt an Land und Strand,
an brune Heid un witten Sand,
an Busch un Brook, an Haas un Reh,
un an de wiede blage See.

As ik noch bi die wier, mien Pommerland,
heff ick woll wüst, wur riek du büst
und heff mi in mien Harten freugt,
wenn siet un wiet de Roggen bleugt,
wenn dörch dat Kurn de Meigers gahn
un överall de Hocken stahn.

As ik noch bi di wier, mien Pommerland,
heff ik woll wüst, wur stolt du büst,
dat diene Minschen sik bewohrt,
ehr eigen Spraak, ehr eigen Oort.
Un wenn een in de Frömde seet -
he doch sien Pommern nich vergeet!

Nu - dat ik nich miehr bi di bün,
mien Pommerland.
Nu weet ik ierst, wat du mi wierst;
nu geiht mi´t ümmer dörch den Sinn,
wat ik so arm ahn Heimat bünn,
un deepe Not kümmt över mi:
Ach - künn ik doch torüch nah di,
M I E N P O M M E R L A N D !

Dr. Bernhard Trittelvitz

Herbst

Der Tag nimmt ab, die Nebel wallen
Vor der Erinn´rung Bildern auf
Und lassen ihren Vorhang fallen
Vor dem bisher´gen Erdenlauf.

Die Blätter schweben sanft hernieder,
Einst grün, nun sind sie totenbleich.
Kommst, Frühling, du noch einmal wieder
In dieses stille Totenreich?

Die Zeituhr tickt, es schlägt die Stunde.
Kalt fällt der Frost des Winters ein.
Der Uhrenzeiger dreht die Runde.
Gott, wann wird es die letzte sein?

Dietrich Hemme
Rügenwalde

Wruken und Gänseklein

Es war im Spätherbst, es war schon recht kühle.
Ich schwang mich aufs Fahrrad in aller Frühe.
Diesmal mein Ziel, der große Wochenmarkt in Kiel.
Ich kaufte Kartoffeln, eine Wruke und "Mairan" (Majoran).
Noch fehlte Gänseklein - es gehört nun mal daran.

Der Geflügelstand war nur ein paar Schritt weiter,
ein Ostpreuße, Herr Armoneit, begrüßte mich heiter:
Juten Morjen, junges Frauchen,
jeräucherte Spickbrüste, Jeflüjelklein,
darf´s was jeschlachtetes von jestern sein?

Ich prüfte und guckte und gab ihm dann kund:
Ja, geben sie mir von den Flügeln und Keulen - je ein Pfund!
Er packte alles ganz flink ein und fragte:
Darf´s noch was besonderes sein?

Ich faßte ein Herz mir und traute mich zu fragen:
Haben Sie von Gänsen auch Köpfe und Magen?
Aber jewiß, rief er freudig und bückte sich,
denn die Schüssel mit Köpfen stand unter dem Tisch.
Stück nen Jroschen, junge Frau wieviel solln´s denn sein?
Geben Sie mir acht Stück, und er packte sie ein.

Neben mir Frau Grickschat stand,
mit einer großen Tasche in der Hand.
Sagen Sie - juter Herr Armoneit -
jibt´s denn heute auch Jänsepoten, nu ist doch die Zeit?"
Aber nu, wer wird denn so fragen,
soviel als Sie möjen - und können trajen!

Und zu mir gewandt mit verklärten Augen, sprach sie:
Mein Mann mach ihr so jerne besaugen!
Wir begannen noch weiter über´s Essen zu faseln,
dann wurde es Zeit nach Hause zu radeln.
Denn ich wollte dem Liebsten den Wunsch erfüllen,
die Schüssel mit Wruken und Gänseklein füllen.

Ich wollte das Mahl mit Liebe bereiten.
Justav sollte speisen wie in alten Zeiten.
Schnell Köpfe brühen, rupfen, das scharfe Messer zur Hand.
Schon brauchte ein Finger einen Notverband,
am Ende aber war alles sooo schön,
meinem Liebsten beim Essen zu zusehn.

Wie es ihm schmeckte - und sich die Finger beleckte!
Gekonnt wurden die Köpfe gespalten,
das Gehirn entnommen aus den Falten,
das Fleisch von den Backenknochen
ganz zart und warm noch vom Kochen.
Welch ein himmlischer Genuß! - Ich bekam dafür einen Kuß.

Nun sind sie vorbei die schönen Zeiten.
Kein Mensch spricht mehr von" Köpfe bereiten".
Wer spricht auf dem Markt noch von Poten besaugen?".
Zur Geschichte wurde alles - verloren aus den Augen!

Erika und Gerd Panknin

Weihnachten

Jedes Jahr die Kerzen brennen,
schmücken uns den Weihnachtsbaum.
Ihre Strahlen Träume kennen,
die durchwandern Zeit und Raum.

Rätsel bleiben in dieser Welt
diese Krippe, greifbar nah.
Die Zeit hat sie dahingestellt,
als Wunder, das geschah.

Edith Weintz

Frühling

Um Friedhof geh´ ich still vorbei
und seh´ die Kreuze Reih an Reih
in tiefer Trauer stehn.
Auf allen Gräbern hin und her
liegt regungslose Stille schwer
und schweigendes Vergehn.

Da klingt vom weissen Blütenbusch
ein wundervoller Frühlingstusch
hell durch die Hügelreihn.
Und all die starre Stille hebt
auf Schattenflügeln sich und schwebt
dahin im Sonnenschein.

Ernst Hasse

Osterwasser

Am frühen Ostersonntagmorgen,
bevor der Sonne Lauf beginnt,
ist alles Wasser wie verzaubert,
das hell und klar aus Quellen rinnt.

Es hat die Gabe zu verschönern,
wer sich damit zu Ostern pflegt.
Dann geht ein Wunsch oft in Erfüllung,
den manche Frau im stillen hegt.

Doch ist dabei wohl zu beachten,
daß der nicht spricht bis Mitternacht,
der hingeht und will Wasser holen,
bis er es hat ins Haus gebracht.

Erwin Vehlow
Rützenhagen

Sehnsucht nach der
Heimat Pommern

In meiner Heimat, meinem Pommerland,
nicht weit entfernt vom schönen Ostseestrand,
dort liegt ein Dörfchen, gar so still und fein,
`s ist mein Zuhause, möcht´ dort gerne sein.

Dort, wo die Wellen rauschen an den Strand,
wo ich geträumt im warmen Dünensand,
wo dunkle Wälder Märchen mir erzählt,
ist´s doch so schön auf dieser weiten Welt.

Dort, wo auf Feldern reiche Garben steh´n,
wo auf den Wiesen Herden weidend gehn,
wo in der Nacht hell blitzt des Leuchtturms Schein,
Dort möcht ich so gerne einmal wieder sein.

Wo ich im Elternhaus geborgen war,
wo ich verlebte meiner Jugend Jahr´,
dorthin, - zog´s mich auch in die Welt hinaus -,
geh´ in Gedanken ich so gern nach Haus!

Hab´ ich nun manches fremde Land geseh´n,
weiß ich es doch: Du bist so wunderschön,
mein Pommerland - und ich gedenke Dein -
mit jenem Dörfchen, gar so still und fein!

Erwin Vehlow
Rützenhagen

Fiewuntwintig Penning
Tüffelgeld

Dat is nu all ,ne Reih´ von Johren her, dat ick mit minen Fründ, Keppen Niehuß, in Stettin in min´ Stuw´ seet, üm dat Nijohr bi´n Buddel Rum un ,n Pip´ Tobak aftautäuwen. Täuwen is ,ne langwielige Saak, - ener kümmt dorbi in´t Vertellen un von´t Hunnertste in´t Dusendste. ün so vertellte de olle Keppen:
He stammte ut en Dörp, dat an de Wipper leeg, nu äwer ok in Schutt un Schann´ liggt. As de Keppen noch so´n halwwußen´ Jung´ was, harr he ´ne sehr schöne Stimm´ taum Singen, weswegen em de Köster in´n Kirchenchor upnehm. Dat was nu nich ümsünst! De Gemein´ harr för de Sänger so´n Ort "Jahresgehalt" utsett´t.
De Jungs dürften nich barft in de Kirch´ kamen. Wil dat Kirchengahn nu de höltern´ Tüffel afnutzen dee, kreeg jede Chorsänger up´t Johr fiewuntwintig Penning Tüffelgeld. Dorför müßte he mit blank wichste Tüffeln pünktlich taum Deenst kamen. Wem tau lat keem, denn wörr en Penning aftagen, uterdem geew dat ,ne Dracht Släg´ annern Dag in de Schaul. Dat Tüffelgeld wörr all´ Nijohrsawend uttahlt. Enmal is de Jung´ binah üm sin Tüffelgeld kamen! - Sin´ Mudder wull Nijohrsawend noch Pannkauken backen, harr äwer dat Gewürz vergeten. De Kräuger in´t Dörp harr nicks, un so müßte de Jung´ denn nochmal tau Stadt. Wenn nu ener nah de Stadt güng, denn fünti sick immer noch wat anners tau besorgen, as dat, wat grad´ fehlte. So föl Vaddern in, dat he man knapp mit Priemtobak was, ok wörr de Buddel mit den Wihnachtsrum den Stot up´t nige Johr woll nich mehr recht uthollen, also müßte dat noch en nigen Buddel sin. De Jung´ kreeg enen Korw in de Hand drückt, un denn wörr em inremst, he süll nich die Schritschauh nehmen, wenn ok dat Is up de Odder all hollen de. De Buddel künn dorbi tau Schaden kamen.

As de Jungs nu so sind, - hentau Middag was dat all, un wenn he tau Kirchtied wedder trügg sin wull, denn müßte he sick ’n beten unner de Hakken spucken. De Schritschau up de Deel´ blänkerten doch gor tau schön, - un wat künn´er grot nah kamen? Rin mit de Dinger in´n Korw, buten´t Dörp unnerschnallt, un denn mit´n Wind äwer´t Is, dat´t man so susen dee, immer üm de Fischlöcker weg.
Wat noch tau Nijohr fehlte, was inköfft, - noch ,n beten in de Stadt rümmer bummelt, wi harren jo Schnitschauh un kemen noch t´recht.
De Sünn güng all unner, as de Jung´ sick an´t Stadtbollwark wedder den blanken Stahl unnerschnallte. Dat Wäder was diesig worden, un dat durte ok nich lang´, dunn füng dat an tau sniegen, dat ener de Hand nich vör Ogen sehn künn. Den Jungen bröök de Schweet ut, as he gegen den Wind anschuwen müßt. De Korw harr´t ok in sick, de Jung´ töög de Mütz´ in de Ogen un greep vörfäutsch ut. Dunn hackte sin ein´ Schritschauh in´t Is fast, he föl hen, de Korw flöög ut sin´ Hand, un as de Jung´ in´n Schummern allens wedder tausamensöchte un üm sick keek, kreeg he doch dat Gräsen. Keen´ drei Schritt´ wierer, - un he weer in´t apne Water lopen.
As he sehr benaut tau Huus ankeem, lurte Mudder all up em; se hann doch ehren Jungen tau gaud kennt un ok sehn, dat de Schritschauh weg weren. ’Ne Dracht Släg´ hett dat in´t Olljohr nich mehr gewt, wil Mudder bi Vaddern Förbäd´ dahn harr, dat de Jung´ de Schritschauh blot nahmen harr, dormit he tiedig trugg keem, üm sin Tüffelgeld nich tau verpassen. - As nahst in de Olljohrswendandacht de Kinner in´n Chor süngen, was een´ Stimm´ recht düdlich tau hören:

"Das alte Jahr vergangen ist.
Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Daß du uns in soviel Gefahr
so gnädig hast behüt´t dies Jahr."

Fritz Dittmer

Eventin

Aus der Heimat wurden wir vertrieben,
längst schon wohnen fremde Menschen dort,
dennoch ist es unser Eventin geblieben,
uns´rer stillen Sehnsucht schönster Ort.

Ja, wir sehen dich in vielen Bildern,
Eventin, gar lieblich ausgedrückt,
wer könnt´ jemals wohl mit Worten schildern,
was in alten Zeiten uns so reich beglückt.

Da steht uns´re Kirche, fest gemauert,
mit dem leicht nach West geneigten Turm,
wechselvolle Zeiten hat sie überdauert
und getrotzt so manchem Feind und Sturm.

Und noch immer hören wir die Glocken beiern,
lieblich läuten sie den Festtag ein.
Nach viel sauren Wochen darf man feiern,
und mit Pfingstgrün schmückt das Dorf sich fein.

Sind auf unser´m Friedhof manches Mal gewesen,
fernab von des Tages Lärm und Streit,
haben all die lieben Namen dort gelesen,
sinnend über Leben und Vergänglichkeit.

Von dem Wurtweg schauten wir so gerne,
über´s weite sonnbeglänzte Land,
traumverlor´n in meeresblaue Ferne,
weiße Wellen rauschten an den Strand.

Sind an Sommerabenden gegangen,
oft den Weg durch Korn und grünen Klee.
Wenn vom Mondlicht zauberhaft umfangen,
fern umglänzt der schilfumsäumte See.

Horch im Krug ist Tanz! Die Geigen klingen,
junges Volk freut sich des Lebens Mai.
Rasch im Kreise sich die Paare schwingen,
Lieb´ und Leben, schnell flog es vorbei!

Eventin von einst ist nicht vergangen,
im Gedächtnis lebt es treulich fort
und noch immer fühlen wir Verlangen
nach dem fernen, teuren Heimatort.

Georg Geyer
Eventin

Soltikow

Liegt ein Dorf am grünen Grabowtale,
lehnt sich an die sanft gewellten Höhen,
wo verklärt vom warmen Sonnenstrahle
droben dunkle Wälder schweigend stehn,
auf dem Berg von Soltikow.

Weglängs traute Häuser gastlich winken,
überall in Gärten Blumen blühn,
rote Dächer unter Bäumen blinken,
hoch am Himmel weiße Wolken ziehn,
weit hin über Soltikow.

Herrlich ist es, über´s Feld zu schreiten,
wenn die Lerche singt in blauer Luft,
Heugeruch weht her aus Wiesenbreiten,
von den Linden strömt süßer Duft,
Sommertag in Soltikow.

Steh am Bergeshang und schau so gerne
über sommerliche Fluren hin,
in die waldbegränzte blaue Ferne,
bunte Träume mit ins Weite flieh´n,
Feierabend in Soltikow.

Wunderbar im Elternhaus geborgen,
lebt als Kind ich selig allezeit;
goldne Jugendjahre ohne Sorgen -
nirgends war es schöner weit und breit
als in unserem Soltikow.

Kam ein Tag, da mußte ich verlassen,
was im Dorf vertraut mir war und lieb.
Floh in fremdes Land auf fremden Straßen,
doch die Sehnsucht nach der Heimat blieb,
nach dem teuren Soltikow.

Möcht nach Hause wohl noch einmal gehen,
suchen nach der Jugend jäh verlorenem Glück.
Aber schmerzlich muß ich mir gestehen:
Kein Weg führt ins Paradies zurück,
in mein liebes Soltikow.

Georg Geyer
Soltikow

Heimat

Warst du mal in Rügenwaldermünde
und hast du es wieder gesehn´,
wo die Wipper mündet,
aber jetzt mußt du wieder geh´n.

Traurig sind deine Gedanken,
du schaust immer wieder zurück.
Die Heimaterde auf der du gehst,
fängt an zu schwanken,
hier war deiner Jugend Glück!

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Heimweh

Wo der Wind von Norden weht,
dort ist mein Heimatland,
wo der alte Leuchtturm steht,
auch mein Vaterhaus einst stand.
Ich hab´ Heimweh, Heimweh nach dir.

Heimweh nach Rügenwaldermünde,
ich kann dich nicht vergessen,
dort wo die Wipper mündet,
wir auf der Mole oft und gern gesessen.
Ich hab´ Heimweh, Heimweh nach dir.

Ich denk immer nur noch an unseren Hafen,
wo die alte Lotsenglocke stand,
und wo sich einst die Ahnen trafen,
beim goldenen Sonnenuntergang.
Ich hab´ Heimweh, Heimweh nach dir.

Blaue See und weißer Strand,
Wachholderstrauch und grüne Wiesen,
Kiefernwald am Dünenrand,
wo wir uns´re Jugend ließen.
Ich hab Heimweh, Heimweh nach dir.

Heimweh nach der blauen See
und dem breiten weißen Strand,
Heimweh wo ich geh und steh,
nach dir mein schönes Pommerland.
Ich hab´ Heimweh, Heimweh nach dir.

Heimweh mein ganzes Leben,
nach dir mein liebes Heimatland,
wo kann es schöneres geben,
weil dort meine Wiege stand.
Ich hab´ Heimweh, Heimweh nach dir.

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Kuhhirtenlied

Kü-ra-Rübke, mok mie ein Piepke,
mie ein, die ein, annere Lüre og ein,
annere Lüre og ein!

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Pommerland, mein Heimatland

Es ist jetzt öd´ in Pommerland,
uns´re Jugend ist dahin
und öd´ ist´s auch am Ostseestrand,
es geht uns nicht mehr aus dem Sinn.

Ich wandle in Gedanken nur,
am Rande hin und her
ich seh´ im Geist die Heimat nur
und finde sie nicht mehr.

Für viele wurde sie zum kühlen Grab,
durch fremde Mörderhand,
man sprach die Ehre dir ab
der Heimat, unser´m Pommerland.

Geschunden, gequält sind unsere Lieben,
beraubt von allem was ihnen Lieb,
nur die Fremde ist ihnen geblieben,
alles verloren, nichts was ihnen blieb.

Blaue See und weißer Sand,
wo auch der gelbe Ginster blüht,
reife Felder, Kiefernwälder, hinterm Dünenrand,
nun singt dort der Wind sein Klagelied.

Pommerland ist mein Heimatland,
es ist nirgendwo so schön,
mit seinen See´n und seinem Strand,
ich möcht´ dich so wie damals seh´n.

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Rügenwaldermünde

Wenn ich so an meine Heimat denke
und seh´ den Leuchtturm so vor mir steh´ n,
dann möcht ich in Richtung Heimat schwenken
und möcht sofort nach Hause gehn.

Könnt wieder auf dem Bollwerk sitzen,
wie damals in der Kinderzeit,
nichts würde ich dann mehr vermissen,
Zufriedenheit dann weit und breit.

Inzwischen bin ich alt geworden,
und das Bollwerk gibt´s nicht mehr,
die innere Uhr zeigt immer noch nach Norden,
aber die Münde ist öd´ und leer.

So sind die Jahre nun vergangen,
seit Vertreibung und der Schmach,
die ganze Welt ist wie verhangen,
ich trauere meiner Heimat nach.

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Unsere Heimat

Vor nunmehr vielen Jahren,
wurden wir vertrieben.
Es bleiben viele Fragen,
nur das Heimweh ist geblieben.

In Rügenwaldermünde sind wir geboren,
da möchten wir immer sein.
Die Heimat ist verloren,
wann kommen wir wieder heim?

Ich steh´ jetzt auf der Düne
und schau auf´s Meer hinaus.
Als stän´d ich auf der Bühne,
bekomme von den Möwen Applaus.

Sprach´s Meer, ich hab dich nicht gesehen,
seit ewig langer Zeit,
was ist mit dir geschehen,
wo warst du all die Zeit.

Die Molen sind zerschunden,
die Badeanstalt gibt´s nicht mehr.
So warten wir auf die Heimkehrstunde,
wann kommen wir wieder her.

Sie wird nie wieder kommen,
die gute alte Zeit,
sie ist uns entronnen,
kein Lichtblick weit und breit.

Aus allen Fenstern schauen fremde Leute,
das Vaterhaus steht auch nicht mehr,
es war für sie ne´  fette Beute,
die Stelle ist jetzt öd und leer.

"Vineta" einst auch so schön
und lag so nah am Meer,
trotzdem mußtes untergeh´n,
ohne Wiederkehr.

Gerhard Madsen
Rügenwaldermünde

Pommerntreue

Weiß die Dünen, blau das Meer,
das sind deine Farben.
Es gefiel den Feinden sehr,
als sie dich verdarben.
Doch wir sind bereit,
uns´re Liebe, unser Leben,
dir mein Pommerland, zu geben, jederzeit.

Heimat, Land am Baltenmeer,
uns´re Väter mahnen:
Deutsch warst du und Deutsch bleibst du,
Erbe uns´rer Ahnen.
Drum sind wir bereit, unsre Liebe, unser Leben,
dir, mein Pommerland, zu geben, jederzeit.

Stubbenkammer, gischtumsprüht,
trotzest du den Wogen.
Pommernjugend sei bemüht,
wenn die Stürme toben!
ja wir sind bereit, uns´re Liebe, unser Leben,
dir mein Pommerland, zu geben, jederzeit.

Wind verweht der Dünensand;
sturmzerfetzt die Seen;
leidgeprüftes Heimatland, -
doch die Banner wehen!
Und wir sind bereit,
uns´re Liebe, unser Leben,
Dir mein Pommerland, zu geben, jederzeit.

Für uns ist das Heimatrecht,
niemand kann´s uns rauben.
Mit uns wächst ein neu Geschlecht
und ein starker Glaube,
darum sind wir bereit,
uns´re Liebe, unser Leben,
Dir mein Pommerland, zu geben, jederzeit.

Scharf bewehrt ist Pommern´s Greif,
stark sind seine Schwingen.
Einmal wirst du Heimat frei!
Treue wird´s vollbringen!
Dann sind wir bereit,
uns´re Liebe, unser Leben,
Dir mein Pommerland, zu geben, in der Zeit.

Gerhard Wilke

Rügenwalde

Rügenwalde! O du kleine, schöne Stadt, so traut, so lieb,
teure Heimat! Dir alleine unser ganzes Herz verblieb.
Deine Wälle, deine Gassen, kommen uns nicht aus dem Sinn,
Heimat hat uns nie verlassen, immer zieht´s nach dir uns hin.

Winters auf dem blanken Eise, - Jugendzeit!, wie liegst du fern -,
machten eine Schlittschuhreise, wir zum Darlow - Berg so gern.
Bis zum schönen Meeresstrande, oft ein Stück noch auf das Meer,
Jugendträume gabst zum Pfande, Heimat, du so viele her.

Sommer´s ging es dann zum Walde mit der Stadtkapell´ hinaus,
in dem Spiel auf grüner Halde kannten wir so gut uns aus.
Turnen, laufen, tanzen, springen, klettern, spielen mit dem Ball,
auch ein frohes Lied zu singen in des Waldes Wiederhall.

Fische, unser schönstes Essen, echte Rügenwalder Wurst,
Gänseklein nicht zu vergessen, Braunbier löschte unser´n Durst.
Von der Mutterhand bereitet, oh, wie gab es Kraft und Mut, -
Vaterhände ausgebreitet, sind das allerschönste Gut.

Deine Schule, deine Plätze, deines Namens heller Klang,
bleiben uns´re schönsten Schätze, unser ganzes Leben lang!
Rügenwalde! Wunderschöne deutsche Stadt, so traut so lieb!
Teure Heimat, dir alleine unser ganzes Herz verblieb!

Heinrich Sielaff
Rügenwalde

Dat Radio und
dat Grammophon

Dat is nu all ne lange Spann,
wenn ick so denk taurück,
as Erik Draheim Stüermann,
fohrt up ne schmucke Brigg.

"Seglerhaus" im Hoben lag,
tau Rügenwold am Ostseestrand.
Dat was son schöner Sommerdag,
as min Fründ Erik gung an Land.

Hei gung enlang de Reeperbahn,
an Liegnitz sinem Gortentun,
im hogen Gras spält Lütt - Lassahn.
Hell in de Sünn de Spinnbaud stunn.

Am Sandbarg up de Lastadie,
wo froh de Kinners sungen,
do treck de Wipper sacht vörbi,
un Sündagsklocken klungen.

Korl Nüchmann luert an sin Dör,
un linker Hand steihn Kremser von Gomollen.
Dor wohn´ok Förderer un Erdt, ji kennt ja woll
den Meister noch, den Ollen?

Nu kümmt hei bi de Berning an,
dat Olle Brauhus" ded em winken.
Bi Hermann Stoebe geiht hei ran,
de Minsch möt og mol einen drinken.

Hei kümmt nu in de Gaststuv rin
und hürt wat mächtig quirilieren.
N´ Radio, Hermann, sall dat sin?
Ick ded jo ok all dorvon hüren.

Dann späl mi "La Paloma" vör,
dat fin ` ick gor tau schön.
Wat seggst du do, dat kannst du nich,
wat sall denn nu son dumm Gedröhn!

Ick heff tau Hus min Grammophon,
dat spält mi dat tau jeder Tid.
Loot mit de Radio mi in Rauh,
datt is woll blot niemodschen Schiet.

Heinz Förderer
Rügenwalde

Juchhe

Sei säden woll "Juchhe" tau em,
doch heiten ded hei Kräuger.
Hei wüßt og allens ganz genau,
un allens ohne Bäuker.

"Oll Kräuger" was en Fohrensmann
vom ollen Schrot un Korn.
Hei kennt woll jede Hobenstadt,
von Oslo bis Kap Horn.

Un as hei old un humplig was,
de Seilscheep de den nich mehr gellen,
dunn tog hei sich an Land taurück,
un up de Dampers ded hei schellen.

Jedoch tau jeder Tid bereit,
de Lüd to helpen hier an Land.
Nie kam hei in Verlägenheit,
nam jederzeit sin "Enn" tau Hand.

Von nige Moden höll hei nix
un wull dor von ok nix mehr hören,
glowt ok noch an´ Klabautermann,
un det up Elf´ un Nixen schwören.

Dat was so in de Johre twintig,
"Oll Kräuger" was bi uns tau Gast.
Tau Middag hadden wi em beden,
fär Tellers äet hei ohne Last.

Dortau det lies dat Radio spälen,
"Dat is Musik ut Dänemark!".
"Oh", meint hei, "käunt ji so dull lögen,
öwer de Ostsee geiht kein Droht".

Un bannig pfiffig det hei plinken,
un wiest vom Finster in die Höh.
"Süh, deser Droht de geit no Selkes,
dor kümmt sei her.", seggt uns Juchhe.

"Bi Orje steiht dat Pylaphon",
rep hei un würd sick mächtig högen,
"un öwern Droht kümmt dei Musik.
Wat hefft ji von juch dämlich Lögen

Heinz Förderer
Rügenwalde

Die kleine Stadt!

Rügenwalde ein kleines pommersches Städtchen
und wir von der Münde, wir Jungen und Mädchen.
Wir gingen gerne mal in die Stadt,
wo es für uns so viel zu entdecken gab,
da war der Bahnhof, das Schloß mit den Schleusen,
davor der Marktplatz mit dem Brunnen und das Steintor,
die vielen Geschäfte, das Kino, der Wall und die Bleich
für uns war die Stadt riesig, die Stadt sie war reich.
Auch zu Pfingsten gern auf den Rummel wir gingen
zum Karussellfahren und viel anderen Dingen
doch über alles stand "Sie", die stolze "St. Marien",
Scharen von Dohlen umflogen ihren Turm, die lauthals schrie´n
und ihr so sanfter und schöner Glockenklang,
der zog an der pommerschen Küste entlang.
Seit hunderten von Jahren tat sie da ihre Pflicht
doch "diese Sprache" die versteht sie nicht
und nun schaut sie traurig über die pommerschen Weiten
und träumt von den vergangenen guten Zeiten.
Doch uns hat auch mächtig interessiert,
an der großen Kreuzung in der Stadt, da war sie platziert.
Sie war einmalig beleuchtet und schön,
wir haben sie als ein Weltwunder geseh´n.
Nach allen vier Seiten sich Zeiger schwenkten,
die den Verkehr in die richtigen Bahnen lenkten
und kam dann der Zeiger in den grünen Bereich,
dann stürmten wir alle rüber zugleich.

Buer Ott ut Zilmitz und Meier aus Damshagen.
Aus Zizow und Kopan ein Pferdegespann,
aber auch schon ein Auto so dann und wann
und an dieser Kreuzung das will ich nun sagen
hat sich folgendes mal zugetragen.
Ein altes verhärmtes Mütterlein
mit gebeugten Rücken und offenem Bein
mit Gicht in den Füßen, die Hände zerschunden,
das Kopftuch unterm Kinn fest zugebunden,
die stand da und starrte nach oben gespannt
wo sich die Ampel über der Kreuzung befand
und neben ihr ein junger Mann.
Ein Gentleman mit allem drum und dran,
genüsslich er an seiner goldenen Zigarettenspitze zog,
ein Mann wie aus dem Quellekatalog.
Eine Wolke umwehte ihn von teurem Parfüm,
er kam aus der Reichshauptstadt, er kam aus Berlin.
Da zupfte die Alte dem Jungen am Arm
und sagte entschuldigen Sie junger Mann
könnte es ihnen vielleicht gelingen,
mich heil hier über die Kreuzung zu bringen
und was er dann sagte, da war sie doch platt
aber Müttergin det mach ick doch glatt.
Kiek mal, wenn der Zeiger jetzt kommt uff det grün,
denn hak ick dir in und denn könn´n wir jehn.
Biste denn en echtet Rügenwalder Kind
ne sächt sie, ich bin von der Münd,
aber denn jehen wir doch verkehrt,
denn müssen wir in die andere Richtung gehn
ne, ich hab da doch mein Motorrad zu stehn
und mit einem Satz saß sie drauf auf der Harley
ihm flog das Toupet weg, mein lieber Scholly.
Ich brauch jetzt nen Schnaps, ick muß erst einen heben,
so was kann man nur in Rügenwalde erleben.

Heinz Rades
Rügenwaldermünde

Die Münde

Will keine große Rede schwingen,
doch weil wir hier beisammen sind,
da will ich einen Toast anbringen,
auf unser Rügenwaldermünd.

Da gab es Typen - Anekdoten,
denk an Otto Zachen, Gliffe und Karl Kiek,
da machte man Streiche - Schoten, Zoten,
auf der Brücke machte man Politik.

Da wurde alles durchgesprochen,
da standen alle, ob klein, ob groß.
Das ging so Stunden, Tage, Wochen,
auf der Brück´ war stets was los.

Wo Möwenscharen lauthals schrien,
wo es nach Fischen roch und Teer,
wo man die Glocken hört von St. Marien.
Ja, die Münde machte schon was her.

Wenn´s qualmte aus den Räuchereien,
und Fischmehlduft breitete sich aus,
vom Oststrand hört man Kinder schreien,
dann war es Sommer bei uns zu Haus.

War voll der Strand mit Badegästen,
wenn man die fetten Flundern fing,
wenn Abends der Sonnenschein im Nordwesten
zwischen den Molen unterging.

Zog Schlengerlieschen ihre Runden,
und Ehlert spielte auf zum Tanz,
da gab es manche frohen Stunden
bei Steltners und bei Erdts beim Franz.

"Damkerort" den Strom´ runtertuckert,
Hauptmann Kroll pendelnd das Ruder dreht,
bei Nesemann wurde einer geschluckert,
auf der Brücke Hermann Varbelow kräht.

Doch kam der Herbst mit seinen Stürmen,
wenn´ s Winter war und Eis und Schnee,
haushoch sich dann die Wellen türmten
und weit vorm Hafen brach die See.

Dann gab es manche bangen Stunden,
die See schien außer Rand und Band.
Im Rettungsboot die Fischer pullten,
Tramborg das Ruder in der Hand.

War´n alle dann im sicheren Hafen,
hört´ man die See noch rollen auf den Strand.
Ging jeder dann beruhigt schlafen,
es war doch schön im Pommerland.

Dies alles ist Vergangenheit,
vor der Wirklichkeit gib´s kein Entrinnen;
es war doch eine schöne Zeit,
auf die wir uns recht gern besinnen.

Heinz Rades
Rügenwaldermünde

Die Teufelsgeige

Die Teufelsgeige ist ein Instrument,
in Hinterpommern es ja fast jeder kennt.
Doch, hier im schönen Holsteiner Land,
ist die Geige ja fast schon unbekannt.
Doch kann man doch mit dieser Geigen
manch schrägen und tollen Ton erzeugen,
nimmt man zur Hand, dann noch ein Stöckchen,
pocht unten auf der Dose und oben ans Glöckchen,
so überträgt sich dann durch des Drahteslänge
oft seltsame und sehr aparte Klänge.
Fängt der Spieler nun damit noch an zu stampfen
fangen des Teufels H&puml;rner an zu dampfen.
Sie fängt an zu tielerieren, zu scheppern,
zu dröhnen, die Dose unten fängt an zu stöhnen,
sie kriegt, Bruschen, Macken und viele Dellen,
es ist als spielten mehrere Dorfkapellen.
Der Herr Furtwängler, der große Dirigent
früher jedes Kind ihn doch kennt,
hätte er dieses Instrument gesehen,
würde er´ sich noch heute im Grabe umdrehen,
dann würde er aufstehen und sagen:
Warum habt ihr mir den unterschlagen
Dann würden noch heute in der Mailänder Skala,
in Kornigsel Hall und in der Walhalla,
in der Dresdener Oper, der von Semper
hörte man heute noch Teufelsgeiggeklemper.
Das Publikum wäre hingerissen
sie sprangen auf aus ihren Kissen
Der Oboespieler, Zupfer und Streicher
spielten Sabinchen und auch Schmittchen Schleicher.

Der Klavierspieler mit Klarinisten
waren schwul, sich auf der Bühne küssten
und der Dirigent, der sonst so kühl und locker
sprang empor auf seinen Hocker
schlug mit dem Taktstock sich auf die Brust
und schmetterte die Waldeslust.
Sogar die, die mit Frack und Zylinder
mit Smoking und Cut, mit silbernem Binder,
die Minister mit den Sekretären und die Lauwarmen
lagen sich noch stundenlang in den Armen.
Sogar Bundeskanzler Schröder, seiner Frau Köpf
vor Begeisterung die Bluse aufknöpft.
Doch jetzt muß ich aber, sagen,
hab ich doch etwas zu, dick aufgetragen.
Ich denk wir lassen alles beim Alten,
denn nur hier kann die Geige sich richtig entfalten.
Nur hier bei unseren kleinen Feiern und Festen
gibt die Geige immer etwas zum Besten.
Den Alltag vergessen für ein paar Stunden
unter Heimatfreunden in gemütlichen Runden
und ich hoffe, und so möge es auch geschehen,
dass wir uns demnächst gesund all mal wiedersehen.

Heinz Rades
Rügenwaldermünde
2002

Unser Lehrer

Diesen Satz haben wir schon oft gehört
manchmal hat er uns auch gestört,
da heißt es das der Hinterpommer
im Winter so dumm ist, wie im Sommer,
aber das ist doch wohl jeden klar
das ist ja nur bis zur Hälfte wahr,
denn im Frühling und zur Herbstenzeit,
da ist er doch ziemlich gescheit.
Wenn ich durch den Saal hier blick
und denk an das Pommerland zurück,
seh´ viele dann noch als kleine Rangen
als sie bei Albert Tews zur Schul´ gegangen,
der hatte meistens schlechte Laune
der brach auch manchen Streit vom Zaune
und hat uns oftmals ungelogen
mächtig einen übergezogen.
Da konnste Reden mit Engelszungen
ob es Mädchen waren oder Jungen
Rumpf vorwärts beugt hiessen die Parolen
und dann tat er uns den Po versohlen.
Einmal kam er in die Klasse gestürmt,
er war in Rage sehr erzürnt.
Man sah ihm die Erregung an
hochroter Kopf ihm schwoll der Kamm,
uns schwante schon heut rast der Blocker
er in Loden und mit Knickerbocker.
Die Hosen haben uns mächtig interessiert,
haben auch ein Vers drauf inszeniert
und unsere Späße drauf gemacht
hinter vorgehaltener Hand gelacht,
denn ist der Stuhlgang noch so locker
nichts geht durch Tewsens Knickerbocker.
Er machte nun ein groß Gezeter
schlug mit der Faust auf den Katheter,
so was habe ich noch nicht erlebt
er brüllte das die Klasse bebt.
Die letzte Rechenarbeit, die schlechteste seit Jahren
was ist nur in euch gefahren.
60 % das ist ja verhext
kriegen heute eine glatte 6.
Aus der hintersten Bank stieg einer empor,
"Herr Tews, daß kommt mich spanisch vor,
das ist ihnen doch auch wohl klar
so viele sind wir ja gar nicht mal."

Da sackte er in sich zusammen
und konnte diesen Satz noch stammeln,
"Das ich das heut noch muß erleben."
Er fing seinen Rohrstock an zu wetzen und sagte:
"Ich laß mich nach Schlochan zurück versetzen"
und dann hat er uns frei gegeben.
Doch einmal war er sanftmütig und milde
liebe Kinder ihr seit doch alle im Bilde.
Wir wollen heute, das interessiert doch jeden
über große deutsche Männer reden.
Ich glaube diesen kennt auch die kleinste Kröte,
welchen Beruf hatte Herr Wolfgang Göthe.
Aus der hintersten Bank stand einer uff
"Herr Tews ich komme gleich darruff,
ja jetzt fällts mir wieder ein
der muß Schneider gewesen sein."
Da verfinsterte sich seine Miene
jetzt schien er vollends von der Schiene
er griff spontan zu seinem Stecken
ja wer kriegte sofort hektische Flecken
"Wie kommst du darauf offenbar
das der Herr Göthe nur ein Schneider war?"
verängstigt sagte er und untertänig
"Als Göthe einst fuhr mal nach Venedig
um dort zu rasten unter Bäumen,
hat er gesagt, Hier möcht ich säumen,
und da war es doch jedem klar
das Herr Göthe doch ein Schneider war."
Ein Lächeln huscht über sein Gesicht,
er hat vielleicht Recht der kleine Wicht.
Er sagt, für heute ist Schluß,
morgen gehen wir schwimmen
dies mit dem Schneider kann vielleicht stimmen.
Für heute nun will ich schliessen
und alle nochmals freundlich Grüße
und wünsche nun zum kommenden Feste
für alle nur das Allerbeste.

Heinz Rades
Rügenwaldermünde
1999

Erinnerung

Sonnenlicht, Wogen und Wellenschaum,
Seesandteppich - und Himmelsraum.
Von blauem Azur erfüllt,
Schimmernder Möwen Silberglanz,
Flatternde Segel wiegender Tanz
werfen ihr Spiegelbild
in Dich meine Seele, die Alltagsmüd.
Durch Meerwinds brausendes Jubellied
zu leuchtender Höhe geführt,
den Odem Gottes verspürt!

Die Ehr drum ihm, dem sie gebührt,
des Dasein meine Seele spürt.
In ehrfurchtvollem Glauben;
ihn soll im Kampf mit jener Welt,
der dieses Gotteskenntnis fehlt,
mir Unverstand nicht rauben.
In Inbrunst meine Liebe gilt,
dem, der zu seinem Ebenbild
erschuf nach seiner Lehre
mich Mensch zu seiner Ehre!

Helmut Holtz

Damals

Heimat der Bürger: Geborgenheit, -
Arbeit, Erfüllung und Leid und Freud´ -

Die Höhen im Osten, - der Himmel loht, -
das Schloß erglüht im Morgenrot -

Aus Haus und Stall, aus Gasse und Tor, -
bricht lachend der lärmende Tag hervor -

Rauchende Schlote - vom Bahnhof der Pfiff, -
der Markt, - die Mühle, - der Fluß, - das Schiff -

Und emsige Menschen von früh bis spät, -
weidende Herden, - auf den Feldern die Saat -

Der Wipperstrom, - das gleitende Boot, -
düstere Wipfel im Abendrot -

Weiße Schwäne, - still zieh´n sie davon, -
vom wuchtigen Turm der Glockenton -

Die Münde, - das Meer, - der Himmel so weit, -
Rügenwalde, - damals, - glückliche Zeit -

Helmut Schedukat
Rügenwalde

Unseren Heimatfischern gewidmet

Es liefen aus zum Flunderfang
fünf Hochseekutter zur Mittelbank.
Sie hofften auf einen guten Fang,
doch darum war ihnen nicht bang.

Die See war glatt und still,
so fuhren sie durch die Nacht dem Ziel entgegen.
Nichts deutete auf Sturm und Regen hin,
jedoch im Morgengrauen fing es an zu wehen.

Erst pfiff ein Lüftchen um den Mast herum,
bald wurde rau das Meer.
Den Fischzug aufzugeben, wäre doch zu dumm,
wenn nur das drohende Heulen nicht wär´.

Ganz plötzlich entfesselt sich der Sturm,
das Meer fing an zu schäumen.
Jede Welle wuchs zu einem Turm,
die Boote begannen sich aufzubäumen.

An Fischzug war nicht mehr zu denken,
noch weiter zu verharren, gab´s keine Gründe.
Würden sie die Geschicke sicher lenken
zurück zum Heimathafen Rügenwaldermünde?

Der Sturm steigerte sich zum Orkan,
entfesselt bläst er von Süd - West.
Die Kutter kämpfen gegenan.
Gott sei mit uns, sonst geht´s uns schlecht.

Die Angehörigen stehen am Lotsenturm,
der Sturmball ist längst oben.
Voller Bangen schauen sie in den Sturm,
legen sich vielleicht doch noch die Wogen?

Mit Gläsern schaut man in die Ferne,
kein Pünktchen ist am Horizont zu seh´n.
Sind sie vielleicht schon längst in Wärme
auf Bornholm oder gar in Schweden?

Doch plötzlich ein Raunen in der Menge,
man hat einen Strich am Horizont entdeckt.
Kein Zweifel, vier weitere sind zu erkennen.
Hoffnung wird bei den Bangenden geweckt.

Die Gläser wandern von Hand zu Hand,
man erkennt nur die Gischt vor´m Bug.
Ein Fahrensmann hat sie nun erkannt,
das gibt den Frauen und Kindern wieder Mut.

Alle atmen erleichtert auf und hoffen auf das Best,
aber werden sie die Einfahrt schaffen?
Die Molen sind schwierig bei diesem Süd - West,
das wissen auf den Kuttern auch die Mannen.

Die Molenköpfe sind nur noch manchmal zu sehen;
der Sturm peitscht die Wellen darüber.
Nur zögernd nähert der erste Kutter sich,
ein Wagnis, jedoch der Orkan geht nicht vorüber.

Plötzlich ergreift ihn eine große Welle,
man sieht kaum noch Kutter und Mast.
Ein Aufschrei geht durch die Menge -
eine Riesenfaust hat den Kutter erfaßt.

Knapp am Molenkopf vorbei wird er gen Osten getrieben,
nur zögernd richtet er sich wieder auf.
Der Schreck sitzt allen in den Gliedern,
dem Kutter bleibt nur eins, auf´s Meer hinaus!

Die anderen Vier erkennen die Gefahr;
der Versuch war ihnen eine Lehre.
Sie drehen ab und tuckern in die offene See
und warten ab, ob sich der Sturm nicht lege.

Am Horizont sieht man sie kämpfen
bis zum Abend mit dem tosenden Meer.
Nichts scheint den Orkan zu dämpfen.
Da dreht einer um, die anderen fahren hinterher.

Stolpmünde wurde der rettende Hafen,
hier war bei Süd - West die Einfahrt zu nehmen.
Nun in Sicherheit gab´s kein langes Warten
und die Angehörigen brauchten sich der
Freudentränen nicht zu schämen.

Herbert Wodtke
Rügenwalde

Wir haben keine
Heimat mehr.

Mein Herz ist voller Jammer,
wir sitzen in einer kleinen Kammer
weit von der Heimat fort
in Laboe in einem kleinen Ort.

Die Tage sind oft bitter und schwer.
Wir haben keine Heimat mehr.

Was mag nur sein mit allen den Lieben,
die in der Heimat sind geblieben ?
Vielleicht sind sie schon alle tot
und haben nicht die große Not
in einem Kämmerlein auf der Erde zu liegen.

Doch eines Tages höret auf die Not,
wenn uns erlöst der Tod, der Tod!

In einer stillen Stunde gedichtet
im stillen Kämmerlein.

Herta Brick

Melancholie am Meer

Wenn am goldenen Horizont
die rote Sonne versinkt,
und in der Dämmerung am Ostseestrand
der erste Leuchtturm blinkt,
sitz´ ich so gerne noch im Dämmerlicht
und lausch dem leisen Abendwind,
und er singt mir eine Melodie
die in die Nacht hinein erklingt.

Hast du die Ostsee bei Rügenwaldermünde
oder Kolberg schon geseh´n,
ja die Ostsee ist überall so schön.

Eine Möwe in die Ferne zieht,
ich schau ihr sinnend hinterher,
dann fang´ ich schließlich noch zu träumen an,
von einer kleinen Stadt am Meer,
von einer Brücke über´m alten Fluß,
am Leuchtturm spielte ich als Kind,
denk an die Freunde aus der alten Zeit,
und weiße Möwen hoch im Wind.

Hast du die Ostseeküste um die Insel Rügen
oder Stralsund schon geseh´n,
ja die Ostsee die ist überall so schön.

Als der Abendwind nach Osten dreht,
da war´s als flüstert er mir zu,
deine Reise bald zu Ende geht,
wach auf mein Freund und hör mir zu.
Die alte Heimat bleibt im Herzen dir
und auch die schöne Jugendzeit,
doch uns´re Ostsee, die rauscht weiter hier,
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Hast du die Ostseeküste um die Insel Fehmarn
oder Flensburg schon geseh´n,
ja die Ostsee die ist überall so schön

Horst Engler
Rügenwaldermünde

Schulschiff Niobe

Zum Andenken an den Untergang des Schulschiffes Niobe

Vor vielen Jahren im Fehmarnbelt,
in einer einzigen Sturmbö ein Schulschiff zerschellt,
in windstillen Nächten hört man manchmal noch heut,
das Klagen der Seelen und Glockengeleut.

Die Schiffsglocke mahnte, Matrosen habt acht,
ihr habt heut´ eure letzte Reise gemacht,
doch die See war stärker als dieses Schiff,
und es war viel zu spät, als man´s begriff.

Erst brach der Großmast, und dann der Besan,
als die See das Schiff zu fassen bekam,
und niemand hörte das Klagen und Flehn,
der jungen Matrosen am Besansegel stehn.

Ein Seemann weiß es, er lebt mit dem Meer,
was die See mal genommen, gibt sie nie wieder her;
am Ende die See wieder glatt wie zuvor,
und nur das Rufen der Möwen klingt wie ein Chor.

Am Strande von Fehmarn steht ein Schiffsmast noch heut,
als Mahnmal aus längst vergangener Zeit,
wie ein Leichentuch deckt gnädig das Meer alles zu,
schlaft weiter Matrosen, in ewiger Ruh.

Horst Engler
Rügenwaldermünde

Eiapopeia

Grüße zu euch, Land, Meer und Baum,
Grüße zu dir, Haus dort am Fluß.
Winke euch mit der Hand aus dem Traum,
will nicht vergessen, aber ich muß.

Seh ich euch wieder? Leuchtender Tag
der einmal sein wird. Oder auch nicht.
Kann nicht vergessen, was hinter mir lag
über der Zukunft grauem Gesicht.

Hart ist das Heute, gestern war süß.
Eiapopeia der Herbstwind weht -
Heimat, mein Traumland, mein Paradies
das mir in leuchtender Ferne ersteht.

Jutta Berckhan
Treptow/Rega

Ein Weihnachtslied
für die Kinder

Du lieber, heilger, frommer Christ
der für uns Kinder kommen ist,
damit wir sollen weiß und rein
und rechte Kinder Gottes sein.

Du Licht, vom lieben Gott gesandt
in unser dunkles Erdenland,
Du Himmelslicht und Himmelsschein,
damit wir sollen himmlisch´ sein.

Du lieber, heilger frommer Christ,
weil heute dein Geburtstag ist,
drum ist auf Erden weit und breit
bei allen Kindern frohe Zeit.

O segne mich, ich bin noch klein,
o mache mir das Herze rein,
o bade mir die Seele hell
in deinem reinen Himmelsquell.

Daß ich wie Engel Gottes sei,
in Demut und in Liebe treu,
daß ich dein bleibe für und für,
du heilger Christ, das schenke mir.

Klaus Granzow

Tanne im Herbst

Am Waldesrand, wo von schon herbstlich kahlen
Bäumen nun Blatt um Blatt zu Boden fällt
und ein mattgoldener Kranz von Sonnenstrahlen
die bunten Farben leuchtender erhellt,

steht einsam nur noch eine hohe Tanne,
erfreut sich ihres dunkelsatten Grüns;
und doch kann sie sich nicht entziehen dem Banne
des großen Sterbens, dieses letzten Blühns.

Sie ahnet, sie spüret etwas unbewußt
vom süßen, herben Hauch der Todeslust,
denn wer so auszukosten weiß das Leiden,
wer so zu feiern weiß dies letzte Scheiden,
um sich zu krönen dann mit solchem Glanz,
dem reicht das Leben und der Tod den Kranz.

Klaus Granzow

Heimat
(Juli 1983)

Ich hab´ noch das Rauschen der Wellen
versteckt in meinem Ohr.
Ich suchte und fand nicht die Stellen,
wo einst ich mein Herz verlor.

Wir waren nach Pommern gefahren,
zwölf Häuser, die fand ich nicht mehr,
die Menschen, die früher dort waren,
sie fehlten, sie gab es nicht mehr!

Im Garten stand keine Blume,
Obstbäume, fast alle gefällt.
Doch vom Acker die Heimatkrume,
wir nahmen sie mit in unsere Welt.

Der Vitter See, den oft ich befahren,
der Bauernwald zwischen den See´n,
verwachsen, verstaatlicht.
In 40 Jahren kann unheimlich viel gescheh´n.

Wohl hingen die Ähren hernieder,
doch die Wiesen waren verbrannt.
Nur die Lerche sang ihre Lieder
wie einst über dem Land.

Sie wird ihren Schöpfer loben
und singt ihre Melodei.
Keine Grenze gibt es dort oben,
sie ist glücklich und unendlich frei.

Kurt Kautz
Kopahn

Ostsee

Wo weiße Segel bauschen,
wo Wogen zieh´n zum Strand,
wo reiche Felder rauschen,
dort liegt mein Pommerland.

Wo Deutschland und auch Schweden
sich grüßen über´s Meer,
war meiner Ahnen streben,
wann kommt die Wiederkehr?

Kurt Kautz
Kopahn

Sehnsucht
nach einem kleinen Dorf

Weiße Segel bauschen,
wo Wogen zieh´n zum Strand,
wo reiche Felder rauschen,
da liegt Dein Pommerland.

Wo Deutschland, Finnland, Schweden
sich grüßen über´s Meer,
galt meiner Ahnen Streben.
Wann kommt die Wiederkehr?

Kurt Kautz
Kopahn

Heimat bis 1947

In mitten See und Dün´ geboren,
der Eltern Heimat "Vietzkerstrand" -
wo Möwenschrei und Wind und Wogen
sich neckten mit dem Dünensand.

Hier wohnten meine lieben Eltern
in ihrem weißen Fachwerkhaus -
mir ist´s als wäre es erst gestern,
als gingen wir dort ein und aus.

Hinein in unseren Kirschengarten;
hinaus auf unseren großen Hof;
wo Spiel und Schaukel auf uns warten,
nebst Stall und Schuppen und auch Klo.

Vom Haus aus hört man es grollen,
wenn Sturmwind brach die wilde See.
Und mit ihr fühlte sich verbunden
unser großer schöner Vietzkersee.

Am Südend´ lag das süße Wasser -
am Nordend´ unser salz´ges Meer.
Oh Vietzkerstrand, du hattest Rasse!
Ein jeder kam hier gerne her.

Ich weiß noch, wo die Läden waren,
die Schule und der Fliegerhorst,
die Gastwirtschaft, der Bürgermeister,
die Fischerei, die kleine Post.

Ich weiß noch, wo Verwandte wohnten,
auch Spielgefährten hie und da,
die Wege zu den Fischerbooten,
dem Leuchtturm, der ganz nahe war.

Ringsum sah man am Vietzkerwasser
umsäumt von Wiesen, Stegen, Schilf,
die kleinen Dörfer, Vieh und Acker,
und Boote ..., welch ein schönes Bild.

Ja, hier hab´ ich mit den Geschwistern
eine schöne Kinderzeit gehabt!
Der Eltern Lieder auf den Lippen,
die Sie gesungen Tag und Nacht.

Herrje - wo ist die Zeit geblieben?
Wann war es nur - als ich noch Kind?
Wann führt man uns die lange Straße,
dorthin - wo wir geboren sind?

Lieselotte Hoffmeister
Vietzkerstrand

Das Kartoffellied

Man singt soviel vom deutschen Rhein
und von den deutschen Reben.
Doch Pommerland ist unbekannt.
Ja, Ja, das ist es eben.
Drum sing ich das Kartoffellied
vom Land, wo die Kartoffel blüht.
Vom Land am weißen Strande,
dem lieben Pommerlande.

Was seid ihr ohne Pommerland
und ohne die Kartoffel?
Das Land, das wurde oft verkannt,
von manchem dummen Stoffel.
Drum sing ich das Kartoffellied
vom Land, wo die Kartoffel blüht.
Im Winter und im Sommer
bleib ich ein guter Pommer.

Man singt vom Rheine und vom Wein,
doch niemals was von Pommern.
Doch an der See möcht´ ich gern sein,
in unsern kurzen Sommern.
Drum sing´ ich das Kartoffellied
vom Land, wo die Kartoffel blüht.
Bleibt ihr bei euren Reben,
der Pommernschnaps soll leben!

Drum, Freunde, reichet euch die Hand,
damit es sich erneuere,
der alten Freundschaft heil´ges Band,
das Band der ew´gen Treue.
Drum, Pommern, hebt die Gläser hoch:
Die alten Burschen leben noch.
Es lebt die alte Treue

Lieselotte Müller

Einst und Jetzt

55 Jahre gingen seit dem 4. März 1945 ins Land,
als wir verlassen mußten unser geliebtes Pommerland.
Wir flüchteten mit der "Eintracht" über See:
Swinemünde, Freest, Sassnitz, Gedser, Heiligenhafen,
Kiel - Wik und Endstation war im Juni 1945 Laboe.

Die "Eintracht" liegt immer noch an der Pier,
doch alt und grau geworden sind auch wir.
Eltern, Onkel, Tanten, Geschwister haben uns
verlassen und ruhen in Schleswig-Holsteins Erde hier.
Alles Hoffen und Sehnen auf ein Leben im geliebten
Pommerland war vergebens.

Unsere Kinder und Enkel kennen unsere Heimat nicht:
die blühenden, duftenden Wiesen von der Grabow durchzogen,
wo im knackigen Winter sie von Eis überzogen
und Jung und Alt fanden fröhlichen Zeitvertreib
beim Schlittschuhlauf´ auf dem Eis,
den herrlichen Wald, wo viele Pilze und Brombeeren wir fanden,
den weißen Strand mit feinem, weichen Sand und den
schützenden Dünen und dem unvergesslichen Sonnenuntergang.

Nichts von der Stätte unserer Kindheit können sie mehr
erfahren, es hat sich verändert zu viel in all den Jahren.

Wenn auch die Jahre wie im Fluge vergangen sind,
bleibt die Erinnerung uns doch an eine kurze aber
glückliche Kindheit in unserer kleinen unvergessenen Münde.

Maria Krüger, geb. Brick

An der Ostsee

Unter dem blauen Schatten
einer alten, windschiefen Kiefer
sitze ich auf dem hohen Höft,
im Anblick des weiten Meeres,
und sinne dem Unverständlichen nach.

Sog nicht vor vielen Jahren schon
mit langen Wurzeln
der rostrote Stamm
aus dem Erdreich die Kraft -
wie eben im Atem dieses Augenblicks?

Dehnte nicht vor Millionen
das graublaue Rund des Meeres sich
bis an den Rand des Himmels,
von weitem Raum, ja von Unendlichkeit
kündend des großen Gottes Ruhm?

So flüstert mir der Baum, so raunt mir das Meer
die unversiegbare Kraft
des ewigen Schöpfer - Geistes,
Ihn, den Unveränderlichen,
in dieser stillen, seligen Stunde zu.

Marianne Neubüser
Zizow

Heimat

Zizow - davor nur blühende Felder.
Die Felder sie fehlen ganz.
Doch hat das Land nicht minder
schon seinen Reiz und Glanz.

Die schier unendliche Weite,
darüber der Seewind strich;
sie sagte der Seele:
Breite und dehne du ebenso dich!

Sieh keine Beengung hinnieden,
nicht Grenzen, nur Raum und Licht.
Dann wird dir der Landschaft Frieden
wohl geraubt werden können nicht!

Das ist´s, was die Heimat mir schenkte,
das nahm ich mit in die Welt.
So bleibt sie erhalten mir immer.
Ein Schatz, nicht bezahlbar mit Geld.

Marianne Neubüser
Zizow

Illusion!

Die Dämmerung schlich in mein Zimmer hinein,
umhüllte mich, der in tiefster Finsternis allein.
Träumte, befand mich in einem fernen Land,
um mich blickend, es war mein Heimatland!
Durchschritt Straßen und Gassen; Häuser mir vertraut,
aber fremde Gesichter schauten aus ihnen heraus.
Dumpf klang ein Glockengeläut´ an mein Ohr,
hörte aus der Ferne die Gemeinde singen im Chor.

Zu ihnen, die in heimatlicher Erde ruh´n,
meine Füsse mich trugen, es war wohl verpflichtendes Tun.
Hielt inne, kniete mich nieder, sprach ein Gebet.
Neben mir ein Raunen: "Du kommst zu spät".
"Deine Heimat, sie ist nicht mehr dein,
kehre um, denn hier darfst du nicht mehr sein!" -
Erwachte, noch Finsternis um mich. Was war gescheh´n?
Ein Traum, der Vergangenes ließ wieder aufersteh´n!

Max Mielke
Rügenwalde

Mit dem Osterwasser

Am frühen Ostersonntagmorgen,
bevor der Sonne Lauf beginnt,
ist alles Wasser wie verzaubert,
das hell und klar aus Quellen rinnt.

Es hat die Gabe zu verschönern,
wer sich damit zu Ostern pflegt.
Dann geht ein Wunsch oft in Erfüllung,
den manche Frau im stillen hegt.

Doch ist dabei wohl zu beachten,
daß der nicht spricht ab Mitternacht,
der hingeht und will Wasser holen,
bis er es hat ins Haus gebracht.

Max Mielke
Rügenwalde

Unsere Heimat

Fern am schönen Ostseestrand,
Pommern, das uns genommene Heimatland.
Wenn auch jetzt regiert von fremder Hand,
dort ist unsere Heimat, unser Vaterland.

Fern am schönen Ostseestrand,
wo einst unsere Wiege stand,
Bauern bearbeiteten den Acker mit starker Hand,
dort ist unsere Heimat, unser Vaterland.

Fern am schönen Ostseestrand,
wo wir als Kinder spielten im Dünensand
und lauschten dem Wellengang,
dort ist unsere Heimat, unser Vaterland.

Fern am schönen Ostseestrand,
wo Kiefernwälder wachsen im Dünensand,
Sturmwind peitschte über´s Weizenland,
dort ist unsere Heimat, unser Vaterland.

Dir, du schönes Pommerland,
ist unser Sehnen stets zugewandt.
Sollten wir dich nie wiederseh´n,
in unseren Herzen bleibst du ewig besteh´n.

Max Mielke
Rügenwalde

Verlorene Heimat

In meiner Heimat bin ich verloren
in meiner Heimat bin ich allein.
Wo einst meine Mutter mich mit Schmerzen geboren,
das soll nicht mehr meine Heimat sein?

Wo ich einst´ lernte die ersten Schritte
und wo ich sah den ersten Sonnenschein,
wo Mutterliebe und deutsche Sitte,
sich prägten tief in mein Herz hinein.

Wo ich verlebte die sonnigsten Tage,
wo ich durchstreifte den Wald und den Hain,
wo ich einst spielte am Strand und beim Bade
und das soll nicht mehr meine Heimat sein.

Wo die erste Liebe erwachte, ich wurde ein Knabe
all die lauschigen Plätze beim Mondenschein
und all die süßen verbotenen Pfade,
das soll nicht mehr meine Heimat sein.

Wo die Wogen schäumen an schneeweisse Dünen,
wo Männer in ´Seenot, wo die Möwen schrein,
Wo Fischer auf See Ihre Motoren bedienen,
das soll nicht mehr meine Heimat sein.

Wo zum Mann ich reifte an der Seite der Lieben
wo freudig ich gearbeitet Jahr um Jahr.
Wo sind die Früchte des Schweisses geblieben?
Ruinen und Trümmer stehen nur noch da.

Verloren die Heimat nur fremde Laute
und fremde Leute die man nicht kennt,
verloren die Heimat auf die man fest baute
Heimat o Heimat wie bist du so fremd.

Wenn du auch blutest aus tausend Wunden
und dein Gesicht entstellt ist und trüb.
Heimat geliebte, dein auf ewig verbunden
Heimat ach Heimat ich hab dich so lieb.

Otto Rades
Rügenwaldermünde
1947/1948

Heimat
(Erinnerungen an Rügenwalde)

Du kannst mir nicht verloren gehen,
ich hab´ Dich in mein Herz geschlossen,
schon eh´ durch meine Hände flossen,
die Stunden die nicht mehr besteh´n.

Ich denke an des Meer´s Gestade,
die Seen an den Dünenketten,
an stille Winkel in den Städten
und die verträumten Uferpfade.

Dein Bild umgibt mich an den Wänden,
es läßt sich wirkend nicht gestalten.
Du kannst dich nur im Geist entfalten
und die Erinnerungen spenden.

Paul Behling
Rügenwalde

Unsere Toten

Tote laßt uns nicht vergessen,
die uns an´s Vergang´ne pressen,
lassen uns nur Traurigkeit,
diesen Kelch der Einsamkeit.

Unbetreut sind nun die Stätten,
wo in Sarkophagenbetten
schlafen die vom Tod berührten,
die zum Leben noch erkürten.

Müssen weiter, weiterwandern,
bis sie gleich entseelten Andern,
von der Endlichkeit bedrängt,
werden mit dem Staub vermengt.

Paul Behling
Rügenwalde

Wipperfahrt

Mit der Wipper zu den Molen
und vorbei an Gärten, Auen,
fahre ich auf Bootesbohlen,
um des Flusses Welt zu schauen.

Von dem Wall grüßen Alleen,
und der Altstadt würd´ge Mauern,
die seit altersher bestehen,
lassen ehrfürchtig erschauern.

Ruhend auf besonntem Sande,
blick ich auf die sanften Wellen,
die am muschelkörn´gen Strande
leise in dem Wind zerschellen.

Aus dem Dünenkiefernhaine,
kehre ich zurück zur Stadt,
wo im Schloß noch reden Steine,
von den Ahnen, die sie hat.

Paul Behling
Rügenwalde

Abend auf der Mole

In heißer Sommertag sich neigte
dem Ende zu, die Sonne senkte
sich fern in´s Meer, und schenkte
ihr Reich der Nacht, die schon sich zeigte,
um Land und Meer nun, ganz im Stillen,
in dunkle Schleier einzuhüllen.

Weit streckt die Mole sich in´s Meer,
in fahlen Dämmerschein getaucht,
und eine leise Brise haucht
von Ferne übers Land daher,
wo sich allmählich alles Leben
nun zur Ruhe wird begeben.

Zwei Menschen sitzen schweigend dort,
sie blicken über´s Meer und lauschen
dem Winde und der Wogen Rauschen,
und kein gesprochen´ störend´ Wort
durchbricht des Windes zartes Weh´n,
weil beide sich auch so versteh´n!

Vereinzelt blinken Sternlein nur,
und des Mondes Silberschein
lullt beide Menschenkinder ein,
bis mit den Kindern der Natur,
wie Sternen, Wogen, Wolken, Wind
sie gänzlich eins geworden sind!

Ein wundersam´ Erkennen dringt
den beiden in´s Gemüt.
Ein nie gekanntes Etwas zieht
durch´s Herz und mit sich bringt
ein Glück, das alle Sorgen nimmt,
vergessen macht und heiter stimmt!

Und weiter, weiter eilt die Zeit,
längst hat sich auch der Mond versteckt.
Land und Wasser sind bedeckt
mit warmer Nacht in Dunkelheit,
als sich zwei Menschenwesen voller Glück
zieh´n schweigend landwärts nun zurück.

Rudi Borchmann
Rügenwalde

Kurze Heimkehr

Urplötzlich war ich heute zu Haus.
Am unvergeßbaren Strand, ganz intensiv!

Ein paar Herzschläge lang, dann war´s wieder aus.
War´s weil die alte Heimat mich rief?

War´s die Sehnsucht, die so grausam unterdrückte?
Ein, dem Meeresrauschen ähnliches Geräusch im Ohr?

War´s ein Sonnenstrahl, der just mich beglückte?
Ein Ostseewindhauch, der sich nach Frankfurt verlor?

Müßig, zu rätseln, denn wer käme schon drauf.
Dieses mal war es ganz schlicht die Nase nur!

Sie nahm eine ganz bestimmte Witterung auf
und führte mich sekundenschnell auf die Heimatspur!

Jene alte Duftkombination war´s ganz schlicht,
als ich soeben, im vollen August-Sonnenschein,

mein sonnenerhitztes, salzhaltiges Gesicht,
wie einst tausendfach geübt, rieb mit "NIVEA" ein!

Rudi Borchmann
Rügenwalde

Vorbei!

Wo nun das Korn in Garben steht,
Goldgelb, und von Ähren schwer,
Wo der der Wind nun kühl schon weht,
über kahle Felder her.
Wo sich Wolken ballen,
Wild vom Sturm gejagt,
Wo kühle Regenschauer fallen,
Und es täglich später tagt.
Wo die Sonne längst nicht mehr
Wärmt, wie im Juni, Juli, Mai,
Wird´s nun einsam um mich her
Und mein Sommer ist vorbei!

Ist vorbei mit seiner Wonne,
seiner Tage voller Glück,
Tage voller Licht, Meer, Sonne,
Liegen weit, so weit zurück!
Weit zurück, und doch so nah´,
Jene Bilder liegen,
Wo ich über Sand und Wasser sah,
Meine weißen Möwen fliegen.
Weit zurück des Meeres Rauschen,
Weit die Zeit im Sonnenglück!
Der Erinnerung zu lauschen,
Bleibet einzig mir zurück!

Rudi Borchmann
Rügenwalde

Der Alte.

Durch meine Tag und Nächte geht ein Rauschen,
liegt brausend mir im Ohr, unwandelbar.
Ein Seegeruch weht mir um Mund und Hände,
und manchmal ist es mir, als stände an meinem Bett
ein Mann mit weißem Haar:

"Nun kumm, min Deern!
Is Tid, up See to fohren!"

Ich greife seine Hand, daß sie mich hält.
Doch plötzlich spüre ich: Ich bin gebannt.
Rings um mich her sind Netze ausgespannt,
die eine dunkle Macht um mich gestellt.

Der Alte geht mit schweren Schritten fort.
Ich lausche seinem Tritt noch lang verloren
und sitz im Bette auf und horche bang,
ob einmal noch zu mir herüberklang das Wort:

"Kumm mit! Is Tid, up See to fohren!"

Ruth Medger-Hamerla

Heimat am Meer

Meine Heimat ist das Meer.
Als ich Kind war, sah ich träumend
nieder von den hohen Dünen
auf die golden grüne Weite.
Baute Schlösser, weiß die Wolken,
an den Ufern in der Ferne.
Alle Freuden, alle Schmerzen
trug ich vor dich, und dein Rauschen
sang mir Ruhe mütterlich.
Wenn im Herbst die Stürme tobten,
weiße Wolkenfetzen flogen,
wilden Tanz die Wellen tanzten,
rissest auf du meine Seele.
Staunend fühlt ich meine Kraft
und mit Jauchzen meine Freiheit.

Wieder steh´ ich an den Ufern,
die den Fluten sich ergaben.
Klagend hängt der Himmel nieder.
Graue Wogen ziehen trübe
und zerschellen dumpf und schwer.
Von den Booten tropft das Wasser,
als ein Abbild meiner Tränen.
Tot sind, die hier glücklich waren,
namenlos sind ihre Gräber.
Häuser haben leere Augen,
auf den Dächern hockt der Moder.
Hör´ die weißen Möwen schreien,
locken mich zu neuen Welten,
hoffend Flügel auszubreiten.
Doch die Heimat bleibt das Meer.

Ruth Medger-Hamerla
Drosedow/Jershöft

Herbstelegie.

Leise raschelnd fällt das Laub
In den Staub
Der Verwesung Raub.
Ach, des Waldes grüne Pracht
Hat gesagt: Gute Nacht! Gute Nacht ! -
Schönheit, ach, wie kurz dein Traum !
Wehmut zieht mir durch den Sinn,
Und die Tränen halt´ ich kaum. -
Aber darum trau´r ich nicht,
Daß so kurz des Lebens Traum,
Daß die Schönheit nichts als Schaum,
Löscht doch einst der Sonne Licht.
Da das kleine grüne Blatt
Seinen Zweck erreicht hier hat,
Sinkt´s von seinem Ast herab
In das Grab. -

Auslöscht jedes Daseins Spur,
Denn Gesetz ist´s der Natur. -
Sch/ouml;nes Dasein, das in Staub
Sinkt im Herbste wie das Laub !
Aber wenn ein Frost der Nacht
Tötet in der Jugend Pracht
Schon das Blatt, das noch so zart,
Ist das nicht vom Schicksal hart ? -
Dies weckt mir der Wehnut Schmerz,
Darum weint mein junges Herz.

Ruth Medger-Hamerla

Auf Usedom

Ein Sommertag auf Usedom, der lässt so manches uns erleben,
die Luft ist mild, der Wind weht lau, die Sachen uns am Körper kleben

Schnell hin zum Strand wo´s Wasser ist, da gibt es viele nackte Leiber,
mal Oben ohne und mal mit, auch viele schöne junge Weiber.

Auf den Spitzen weißer Schaum, rollt die Welle an den Strand,
erinnert es mich doch daran, ich bin ja auch im Pommernland.

Da kommt das Lied mir in den Sinn, was man so oft gesungen hat,
von Wellen, Wind und weißem Sand, mal auf Hochdeutsch mal auf Platt.

Da braust der Sturm, die Möwe schreit, gelbe Blumen blühen im grünen Land,
weiße Segel blähen sich im Wind, der Dünenwald zieht hin sich wie ein Band.

Darin steht Kraut so dicht und grün, dran viele blaue Beeren hängen,
die schmecken gut und sind gesund, zum sammeln musst´ uns keiner drängen.

Im Hafen wird der Fisch verkauft, der dort sehr billig und der schmeckt,
wenn man sehr früh zur Stelle ist, dann wird der Tisch damit gedeckt.

An Fischen gibt es viele Arten, wie Flundern, Hering und den Aal,
wenn die gut zubereitet sind, dann schmecken die uns allemal.

Die Bäder an der Küste liegen, wie Ahlbeck, Koserow, Bansin,
auch Heringsdorf das sehr bekannt und Zinnowitz so wie Zempin.

Windmühlen stehen dort im Land, nur noch als Denkmal zu besehn,
wenn man hinein mal in sie schaut, ist auch die Technik zu verstehn.

Wir stehen da und schauen übers Haff und sehen drüben unsre Heimat liegen,
das Wasser ruhig und ganz glatt, nur ein paar Boote sich im Hafen wiegen.

Zum Golm wir dann hinauf noch steigen, wo viele Swienemünder auch begraben liegen
mit diesem Denkmal will man uns erinnern, so was geschieht in allen Kriegen.

So sahen wir unser Pommernland, mit sanften Hügeln, Wald und weißen Stränden,
Deutsch ist es hier auf dieser Seite, was unsre Heimat ist, lässt sich wohl kaum noch wenden.

Ein jeder Urlaub geht zu Ende, nur die Erinnerungen uns bleiben,
damit wir diese nicht vergessen, hab ich versucht sie aufzuschreiben.

Siegfried Kollatz
Büssow

Büssow mein Heimatdorf!

Das Dorf da ich geboren bin, war nicht sehr groß doch für uns fein,
dort gehen die Gedanken hin, ich war zwar da noch etwas klein.

Ein alter Ort sagt die Geschicht, von Mönchen einmal miterbaut,
das stand ihm dann auch im Gesicht, das Haar war schon etwas ergraut.

Doch hat er Nachwuchs auch bekommen, von mancher Scheune manchem Haus,
Baumaterial wurde genommen und manches sah gleich besser aus.

Meist warens Bauern die da lebten, auch Tagelöhner gabs am Gut,
manch Frauen selber auch noch webten, im Ofen brannte immer Glut.

Mit Holz wurde noch Brot gebacken, auch schönen Kuchen wir da assen,
es ging aufs Feld hinaus zum hacken, doch abends vor dem Haus wir sassen.

Es gab auch Wald ganz in der Näh, mit Pilzen, Beeren und mit Wild,
im Winter gab es oft viel Schnee, die Sommer waren gut und mild.

Viel Kinder auch im Dorf oft waren, in einen Schulraum alle gingen,
bei uns im Hof da waren Scharen, denn jeder konnt den Freund mitbringen.

Nicht weit war es zum Ostseestrand, wohl eine Stunde bis Neuwasser hin,
zuvor der Buckower See mit weissem Sand, da waren wir dann auch öfter drin.

Im Mittelpunkt der Dorfteich lag, für Enten, Gänse und für Kinder,
das Federvieh kam jeden Tag, doch wir dann täglich auch im Winter.

Den alten Friedhof gab es auch, da gings vorbei dann hin zum Born,
wir holten uns dort nen nassen Bauch, doch nass wir wurden nicht nur vorn.

Beim Spiel und Streichen wir den Tag verbrachten, beim Kühehüten und auch auf dem Feld,
die Eltern über manchen Unsinn lachten und gaben dann zum reparieren Geld.

So war es schön zur Kinderzeit, das sagen wir auch heut noch jeden,
doch alles liegt zurück so weit und immer noch wir drüber reden.

Siegfried Kollatz
Büssow

Der Sommer

Nun ist der Mai auch schon vergangen, der hohe Sommer bald beginnt,
die Wärme weckt so manch Verlangen und alle sind recht froh gestimmt.

Es wächst die Saat es grünt und blüht und vieles reift in Feld und Garten,
die Sonne mal am Himmel glüht und alle auf die Früchte warten.

Der Juli und auch der August, bringt reife dann durch Wärm und Licht,
sie machen uns doch auch bewusst, ohne Wasser geht es nicht.

Man giesst mit Maßen und bedacht, mal mit Schläuchen mal mit Kannen,
so freut man sich auch wenn zur Nacht, durch Regen sich gefüllt die Wannen.

Doch länger werden auch die Tage, die Lebensfreude wird geweckt,
zu starker Regen eine Plage, doch wird der Tisch dann reich gedeckt.

Jedoch gibt´s Blitz und Donner dann und kommt noch eine Menge Regen,
da schimpfen manchmal Frau und Mann, dabei ist es doch lauter Segen.

Der Sommer sprüht mit prächtgen Farben, auf Felder, Wiesen, Wald und Flur,
die Augen sich daran erlaben, im Urlaub bringt das Freude pur.

Doch langsam geht es dann zu Ende, mit all der wunderschönen Pracht,
was eingebracht durch fleissige Hände, hat uns zu Frieden auch gemacht.

Gibt´s auch noch den Altweibersommer, erfreut es Körper, Sinn und Geist,
so mancher wird dann noch ein Frommer, weil auf den Schöpfer er  verweist.

Die Tage die bald kürzer werden, künden uns den Herbst auch an,
sie zeigen uns das hier auf Erden, für immer nichts bestehen kann.

Wir werden uns dann gern besinnen ,wenn Nebel steigen, Herbstlaub fällt,
bald wird das wieder neu beginnen, so ist nun mal der Lauf der Welt.

Siegfried Kollatz
Büssow

Grabow

Die Grabow unser Pommernfluss, floss nah an unserem Dorf vorbei.
Das Baden war ein Hochgenuss, sie war von allem Unrat frei.

Entsprang sie doch am Teufelsberg, aus dem Wocknin See heraus,
der lag 200 Meter hoch, das Wasser ging ihm niemals aus.

Am Anfang ist sehr schnell ihr Lauf, an Heinrichstal vorbei sich windet,
nach Friedenshof hört das dann auf, ein ruhiges Bett sie dann noch findet.

Sie floss an Stadt und Dorf heran, verschönte Fluren, Feld und Wald,
sie trieb auch manches Mühlrad an, was oft auch klapprig war und alt.

An ihrem Ufer sich befinden, die Orte Pollnow, Seehof und Bussin,
und Neuenhagen weiter hinten, der Ewaldshof liegt mitten drin.

Balentin und Martinshagen, Preetz und Suckow sind nah dran,
dann auch Altenhagen, Petershagen und an Leikow kommt sie ran.

Auch mancher Bach noch Wasser brachte, alles muß zum Meer hin fliessen,
den Fluss dann immer breiter machte, sein Lauf der ging durch Tal und Wiesen.

Ein Wehr, die Grabow wird gestaut, um etwas Wasser abzuleiten,
von Mönchen wurde es gebaut, der Mühle muß man Kraft bereiten.

Wir nannten ihn den Mühlengraben, der ging da bis See Buckow hin,
der Müller musste Wasser haben, auch viele Fische waren da drin.

Die Lachse die das Wehr bezwingen, zum laichen an ihr Ziel gelangen,
die mussten hoch darüber springen und wurden oft dabei gefangen.

Die Wiesen waren schön und bunt, die links und rechts das Ufer säumten,
die Kühe die bewacht der Hund, wir lagen dann oft da und träumten.

Sie manchmal übers Ufer trat, wenn starker Regen runter trommelt,
wenn´s dann auch noch gefroren hat, sich alles auf dem Eise tummelt.

Zur Ostsee kommt sie nah heran, doch dahin kann sie nicht gelangen,
in Rügenwaldermünde dann, wird von der Wüpper sie gefangen.

Es gibt noch Dinge die sehr schön und mit der Grabow sich verbinden,
wenn wir den Fluss mal wieder sehn, wir sie in der Erinnerung finden.

Siegfried Kollatz
Büssow

Een Gedicht up Platt

Do bowen an de Woderkant, do spreck wie Hochdütsch doch meist Platt,
so wehr dat ok im Pommernland, de Üllern lehrten us so watt.

Und meut wie dann int Schaul rin gohn, do hett de Lehrer mit us schimpt,
datt künn wie meist dann nich verstohn, mit Hochdütsch herr wie nischt im Sinn.

An Utdrück gaw dat woll sehr väl, wenn man sich wat vertellen daut,
am leiwsten heww wie ower spält, int Wodder heww wie us ok traut.

Ok allet wat im Hoff rum löpt, ob Heuner, Enten und manch Gaus,
heww wie als Kinners oft rümschläpt, domit kennt wie us ok gaut aus.

Up Perd und Kau,ok Swien und Schop ,do heww wie oftmol ock up säten,
oft wers ock spot, käm wie taum Schlop, dat heww wie Hüt noch nich vergäten.

Ock spälten wie in Schün und Stall, wie sinn in Heu und Stroh rin sprunge,
dat mogten gern de Jungens all, am Owend heww wie dann oft sunge.

De Vodder fohrt mit Perd un Wogen, un nimmt die Jungens mit upt Feld
Dat Korn un Tuffeln meut hei drogen, för us dat Beste von de Welt.

So hett man Pleugt un sät un eggt, die reipe Früchte dann ok gäte,
wat Mutter kokt, hett us ock schmeckt, lang för dem Hus wie hewwe säte.

Us Spälplatz is de Dörpstroot wäsen, wie spälte Völkerball und Fangen,
ock för de Schaul wie meute lesen, süss weren wie woll schöne Rangen.

De Köh wie meute rute driewe ,an de Grabow gaw dat Gras,
so künn wie do ock lang oft bliewe, wenn ock de Hosen wehren naß.

Die lechten wie dann in de Sünn, do werns dann drög ock werre licht,
so seihe wie dann ock am Enn, so schlimm so wehr dat alles nicht.

Wennt freirt und schniet do gei`t upt Is, do leip wie mit de Schlittschau up,
wie spälte väl, mol dat mol dies, mit Schlöp und Schlitten for wie drup.

Im Sommer leip wie barft im Sand, dat wer ock gaut an Regendogen,
ock euwer Stoppelfeld und Land, do brüg wie Schau und Strümp nich drogen.

Us Vodder dei en Schauster wer, hedd veele Sachen dann ganz kräge,
wie droge dann de Schauh so schwor, ins andre Dörp und krägen Schläge.

So hett tau Hus de Kinnertiet ,us allen ock sehr gaut gefallen,
hüt sing wie noch darup een Lied, sin us de Tähn ok fast utfallen.

Wie künne dit und dat upschriewe, domit wie väles nich vergäte,
denn veele Wörr dei wehre bliewe, wenn mit de Enkels wie dann säte.

Nu mog ick Schluss mit miene Verse, obwoll man noch väl schriewe künn,
Datt Plattdütsch is nich licht tu räre, för mie weil ick noch jünger bünn.

Siegfried Kollatz
Büssow

Einige bekannte Pommern.

Es hat mal in Pommern Menschen gegeben, die Persönlichkeiten waren und auch bekannt,
sie machten Erfindungen, retteten Leben, nach ihnen wurden manche Dinge genannt.

Sie waren Schauspieler, Maler, Ärzte und Dichter und haben uns manches Werk hinterlassen,
so hatten ihre Erfindungen viele Gesichter, mit allem diesen will ich mich hier heut befassen.

Der Ernst Moritz Arndt war wohl sehr bekannt, als Dichter, Reformer und als Patriot,
die Greifswalder UNI ist nach ihm benannt, er half vielen Leibeignen aus ihrer Not.

Die Schauspieler Dahlke und Heinrich George, auch Peter van Eyck und Henry Vahl,
beim drehen der Filme gabs keine Sorge, die füllten dann später so manchen Saal.

Caspar David Friedrich und Otto Runge, die malten sehr vieles auf ihre Weise,
jetzt schnalzen die Sammler noch mit der Zunge, diese Bilder erzielen heut hohe Preise.

Hans Fallada ein ganz bekannter Dichter, auch Müller-Grälert und Döblin sind bekannt,
Franz Mehring und auch Werner Richter, seien hier als große Pommern mal genannt.

Da gab es noch den Albert Schwarz als Dichter, der vieles in Plattdeutsch geschrieben hat,
seine Verse und Zeilen hatten viele Gesichter, sie wurden gelesen im Dorf und der Stadt.

Ein Hans Grade und der Otto Lilienthal, sich mit der Fliegerei sehr befassen,
sie Stürzten auch ab so einige mal, doch der Gedanke ans Fliegen begeisterte Massen.

Zur Hilfe der Menschen war Billroth bereit, dergleichen auch Virchow und Carl Ludwig Schleich,
da wird Fried. Berndt auch mit eingereiht, auch Grawitz und Magnus Hirschfeld sind ihnen gleich.

Franziska Tiberius hat als Ärztin studiert, die 1. Frau der das damals in Pommern gelungen,
Adolf Norbert noch Optische Geräte konstruiert und das Lied von Heinz Höhn wird oft gesungen.

Paul Nipkow war bekannt als Fernsehpionier, der Hans Bredow machte den Rundfunk bekannt,
heut beim Hauslatschenkino profitieren wir, ohne Radio wärs langweilig auch hier im Land.

Hein. von Stephan der Generalpostmeister war, ist Gründer auch vom Weltpostverein,
ein Denkmal in Schwerin stellt ihn heut dar, er setzte auch als erster die Postkarte ein.

Der Rudolf Haak der baute damals Schiffe, die vollkommen aus Eisen waren,
die hielten stand so manchem Riffe und heut noch auf allen Meeren fahren.

Ein Boxidol der Max Schmeling war und auch Weltmeister im Schwergewicht,
Ludwig Menzel stellte Skulpturen dar und gab manchem Stein ein schönes Gesicht.

Der Adolf Pompe ist uns sehr bekannt, er wirkte in Tollensee an der Peene,
dann schrieb er das Lied für das Pommernland, nach dem ich mich auch immer wieder sehne.

Den Blinden Menschen half Oskar Picht, die Blindenschreibmaschine er für sie erfand,
Carl Goerdler tat als Patriot seine Pflicht, im KZ wurde er getötet wegen seinem Widerstand.

Es gab auch einen Bogislaw von Platen, der erbaute den Götakanal in Schweden,
so kann man dann bei Paul Holz erraten, der zeichnete Bilder, anstatt zu reden.

Auch der Peter Kreft war ein Erfinder, er erfand den Helmanzug zum tauchen,
den kann man im Sommer und im Winter, zu diesem Zweck heut noch gut gebrauchen.

Der Nettelbeck ein bekannter Mann und Stoewer, ,der das erste Auto in Pommern baute,
Leon Jessel und Graunke musizierten dann, auch Katharina II sich nach Russland traute.

Der Gerhard Stöck der warf den Speer und holte sich damit Olympiagold,
36 in Berlin, das ist lange schon her, beim Kugelstossen er dann noch Bronze holt.

Der Reformator in Pommern war Bugenhagen, dazu auch noch der Knipstro Johann,
Bogislaw der X lebte in diesen Tagen, die Bibel ins Plattdeutsche übersetzte er dann.

Wehrmann, Rosenow, Kranzow und Brüggemann, Historiker die über Pommern einst schrieben,
auch Micraelius und Klempin machten das dann, Kleist, Trittelvitz und Voss sich da auch drin üben.

Die Grafen von Krockow, von Wrangel und von Schwerin, aber auch Barnim und der Wartislaw,
Fürst Witzlaw von Rügen gehört mit hier hin, von Mannteufel und die Podewills sind ebenfalls Graf.

Albert v. Roon einst als Kriegsminister bekannt, auch Mitarbeiter von Bismarck er noch war,
Ewald von Kleist als Offizier auch genannt zählt als Freiheitskämpfer mit zu dieser erlauchten Schar.

So hat dieses Land auch vieles hervorgebracht, an Menschen, Erfindungen und guten Werken,
meist war man sehr Ernst, auch wurde gelacht, das wollen wir Pommern uns gerne merken.

Das sind einige Bekannte aus dem Pommernland, ich wollte sie hier mal mit Namen nennen,
aber sehr viele die blieben heut ungenannt, in Treue wir uns aber zu Pommern bekennen.

Siegfried Kollatz
Büssow

Zum Erntedanktag
2005


Nun ist die Ernte eingebracht, wir wollen Dank dafür auch sagen,
ein Teil den hat der Mensch gemacht, den andren wird der Schöpfer tragen.


Er hat so die Natur gestaltet, das alles sie hervor auch bringt,
der Mensch das alles nur verwaltet, dafür auch Lieder man ihm singt.


Beginnt es doch im "Märzen der Bauer", wenn er die Rösslein angespannt,
und ist der Mai dann erst gekommen, ist auch der Frühling schon im Land.


Es wird gepflügt, gesät, gegraben, die Felder sind dann gut bestellt,
und alle warten auf die Gaben, weil essen uns so gut gefällt.


Doch zwischen drin und das ist wichtig, ist Regen, Wind und Sonnenschein,
denn ohne dies da wächst nichts richtig, da kann die Frucht auch nicht gedeihn.


Die Sonne weckt mit ihrer Kraft, das Leben was Verborgen liegt,
den Durchbruch es zum Licht dann schafft, das Kornfeld sich im Winde wiegt.


Im Wasser sind geheime Kräfte, der Wind trägt zur Befruchtung bei,
die Wärme treibt dann alle Säfte, in Stiel und Früchte, wo`s auch sei.


Doch ehe die ersten Nebel wallen, der Herbst schon seine Boten schickt,
die reifen Garben müssen fallen, das Obst vom Baume wird gepflückt.


Wir fuhren auf dem Erntewagen und sassen oben auf dem Heu,
Barfuß gings an warmen Tagen , das alles war für uns nicht neu.


Was da nicht in die Scheune ging, das blieb in "Mieten" auf dem Feld,
in Pommern sah man oft son Ding, man machte später es zu Geld.


Erinnern möchte ich an die Zeit, als wir auf Stoppelfeldern suchten,
und hingenommen manches Leid, doch auch Erfolge wir verbuchten.


Doch heut an diesem Erntedank, dem Schöpfer wir die Ehre geben,
zu vieles Essen macht auch krank, Genügsamkeit erhält das Leben.

Siegfried Kollatz
Büssow

Frühling in Pommern

Ein lauer Wind zieht übers Land, lässt Eis und Kälte langsam weichen.
Es liegt ja doch schon auf der Hand, bald wird der Frühling uns erreichen.

Eiszapfen hängen noch vom Dach, dran tropft das Wasser schon herunter,
die Spatzen machen auch schon krach ,auch Tauben gurren schon ganz munter.

Die Sonne schickt jetzt warme Strahlen, sie macht die Tage damit länger,
wird etwas grün die Wiese malen, der Winter war auch ein ganz Strenger.

Doch nun da hat er bald verloren, weil Schnee und Eis langsam verschwinden,
des Nachts friert man noch an die Ohren, man wird den Abschied leicht verwinden.

Der Krokus und die Winterlinge, sind noch unterm Schnee verborgen,
Schneeglöckchen sind schon guter Dinge, sie wissen unsre zeit ist Morgen.

Der Frühling hat besondre Düfte, auch in der Tierwelt spürt man das,
beginnt das Schwirren in die Lüfte, bringt`s für die Blumen auch etwas.

Die Natur wacht langsam auf, in der Erde regt sich neues Leben,
die Menschen warten schon darauf, sich der Gartenarbeit hin zu geben.

Die Beete werden dann gut vorbereitet, da muß man säen und auch graben,
von diesem tuen wird wohl abgeleitet, wir wollen eine gute Ernte haben.

Zuletzt soll ja die Arbeit auch gelingen, zu der mit Mühe wir hin streben,
doch eines wissen wir vor allen Dingen, der Schöpfer muß auch seinen Segen geben.

Siegfried Kollatz
Büssow

Gedanken über das Dorf.

Es gibt wohl einen Unterschied , zwischen Dorf und einer Stadt,
und davon sing ich jetzt ein Lied, weil man da viel zu singen hat.

Der Bauer schon sehr früh aufsteht, weil er muß raus auf seine Äcker,
der Städter spät ins Bett oft geht, er holt die Brötchen ja beim Bäcker.

Das Füttern allen Viehs am Hof, das machte manchmal ganz schön Mühe,
die Städter finden das ganz doof und denken wohl, es gibt nur Kühe.

Viel andres Vieh kommt noch dazu, so Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe
So schnell kommt man da nicht zur Ruh, und manchmal war es auch ne Strafe.

Man mistet aus, streut frisches Stroh, dann auf die blanken Steine,
hat mans geschafft da ist man froh und füttert noch die Schweine.

Man Gänse und auch Enten hütet, die legten manchmal viele Eier,
die Gösseln die dann ausgebrütet, liefen auch gleich hin zum Weiher.

Nur die Henne konnt nicht schwimmen, sie lief am Ufer dann umher,
da würde doch etwas nicht stimmen, wo sind die Entenkücken her?

Der Hahn sich keiner Schuld bewusst, kratzt lässig weiter in der Erde
Und läuft dann mit geschwellter Brust, in mitten seiner Hühnerherde.

Der Muttertrieb ward ausgenutzt, von manchem solchen dummen Huhn,
der Mensch ist der ja sehr gewitzt und braucht da gar nicht viel zu tun.

Leicht war die Arbeit oftmals nicht, doch liebt der Bauer seine Scholle,
aus Liebe und auch aus der Pflicht, schafft er viel Werte, nicht nur Wolle.

Geräte gab es noch nicht viel, die Handarbeit noch überwiegt,
hat man im Leben mal ein Ziel, den Schweinehund man dann besiegt.

So wurde noch das Korn gedroschen auf der Tenne mit dem Flegel,
Maschinen kosten viele Groschen, so war´s bei vielen noch die Regel.

Es gab die Sense und die Sichel womit man auf das Feld raus zog,
fleissig ist der deutsche Michel, manch andrer später ihn oft betrog.

Das Rosswerk stand auf einer Stell, man treib damit Maschinen an,
für uns ein schönes Karussell , wenn dann die Arbeit war getan.

In unserm Dorf war auch ein Gut, da gab´s nen´ Traktor schon zum Pflügen,
man brauchte dazu sehr viel Mut, denn manchmal blieb der einfach liegen.

Im Dorf da gab´s auch manchmal Hiebe, kam mal ein fremder Bursch gelaufen,
doch das tat alles man aus Liebe, man musst sich um die Mädchen raufen.

Viel Arbeit auf dem Hof es gab, vom Morgen bis zum Abend spät,
das Vieh hielt alle schön in Trab, wie das nun auf dem Dorf so geht.

Und wenn die Arbeit war getan, sass man vorm Haus noch auf der Bank,
man steckte sich ein Pfeifchen an, und so schnell wurde keiner krank.

Auf jedem Hof gab´s einen Hund, der Moritz oder Molli hiess,
beim hüten ging es ganz schön rund, wenn man sie auf die Küh los lies.

Das Kühe hüten war sehr schön, die Milch frisch aus dem Euter trinken,
braucht man nicht gleich nach Hause gehen, die Sonne war fast am versinken.

Die Jugend oft im Kuhstall sass, darin war es im Winter warm,
man Wrucken nebenbei noch ass, dabei wir waren gar nicht arm.

Auch wenn Verwandte zu uns kamen, die meisten lebten in der Stadt,
viel Sachen sie vom Land mit nahmen und assen sich auch richtig satt.

Die Rüben wurden noch gehackt und die Kartoffeln eingesammelt,
Maschinen wurden auch verpackt, damit im Winter nichts vergammelt.

Der warme Ofen dann im Winter und draußen lag der Schnee so weich,
ne schöne Zeit war´s für uns Kinder, beim Schlittschuh laufen auf dem Teich.

So lebt sich´s auf dem Dorf auch schön, weil da man wirklich alles hat,
und will man mal was andres sehn, da fährt man einfach in die Stadt.

Siegfried Kollatz
2006
Büssow

Een Gedicht up Platt

Do bowen an de Woderkant, do spreck wie Hochdütsch doch meist Platt,
so wehr dat ok im Pommernland, de Üllern lehrten us so watt.

Und meut wie dann int Schaul rin gohn, do hett de Lehrer mit us schimpt,
datt künn wie meist dann nich verstohn, mit Hochdütsch herr wie nischt im Sinn.

An Utdrück gaw dat woll sehr väl, wenn man sich wat vertellen daut,
am leiwsten heww wie ower spält, int Wodder heww wie us ok traut.

Ok allet wat im Hoff rum löpt, ob Heuner, Enten und manch Gaus,
heww wie als Kinners oft rümschläpt, domit kennt wie us ok gaut aus.

Up Perd und Kau,ok Swien und Schop ,do heww wie oftmol ock up säten,
oft wers ock spot, käm wie taum Schlop, dat heww wie Hüt noch nich vergäten.

Ock spälten wie in Schün und Stall, wie sinn in Heu und Stroh rin sprunge,
dat mogten gern de Jungens all, am Owend heww wie dann oft sunge.

De Vodder fohrt mit Perd un Wogen, un nimmt die Jungens mit upt Feld
Dat Korn un Tuffeln meut hei drogen, för us dat Beste von de Welt.

So hett man Pleugt un sät un eggt, die reipe Früchte dann ok gäte,
wat Mutter kokt, hett us ock schmeckt, lang för dem Hus wie hewwe säte.

Us Spälplatz is de Dörpstroot wäsen, wie spälte Völkerball und Fangen,
ock för de Schaul wie meute lesen, süss weren wie woll schöne Rangen.

De Köh wie meute rute driewe ,an de Grabow gaw dat Gras,
so künn wie do ock lang oft bliewe, wenn ock de Hosen wehren nass.

Die lechten wie dann in de Sünn, do werns dann drög ock werre licht,
so seihe wie dann ock am Enn, so schlimm so wehr dat alles nicht.

Wennt freirt und schniet do gei`t upt Is, do leip wie mit de Schlittschau up,
wie spälte väl, mol dat mol dies, mit Schlöp und Schlitten for wie drup.

Im Sommer leip wie barft im Sand, dat wer ock gaut an Regendogen,
ock euwer Stoppelfeld und Land, do brüg wie Schau und Strümp nich drogen.

Us Vodder dei en Schauster wer, hedd veele Sachen dann ganz kräge,
wie droge dann de Schauh so schwor, ins andre Dörp und krägen Schläge.

So hett tau Hus de Kinnertiet, us allen ock sehr gaut gefallen,
hüt sing wie noch darup een Lied, sin us de Tähn ok fast utfallen.

Wie künne dit und dat upschriewe, domit wie väles nich vergäte,
denn veele Wörr dei wehre bliewe, wenn mit de Enkels wie dann säte.

Nu mog ick Schluß mit miene Verse, obwoll man noch väl schriewe künn,
Datt Plattdütsch is nich licht tu räre, för mie weil ick noch jünger bünn.

Siegfried Kollatz
Büssow

Heimat

Der rote Greif vom Pommernland, dazu das Weiß und blau der Fahne,
zeigt uns den Himmel und den Strand, so kannte das schon unser Ahne.

Das satte grün der flachen Wiesen, der Waldbesäumte Ostseestrand,
wo Blumen, Schilf und Ginster sprießen, so war das schöne Pommernland.

Die Landschaft unser Wesen prägte, mit Ruhe und Besonnenheit,
wobei ein mancher auch abwägte, hat dies und jenes nicht noch Zeit?

Die Sprache platt wie unser Land, ein Wohllaut doch für unsre Ohren, viel Dinge anders dann benannt, für uns nicht, denn wir wurden da geboren.

Es war ein Land so still und weit, eine Wohltat für die Sinne,
und ist manauch ein mal zu zweit, war auch noch Platz da für die Minne.

Man singt oh Heimat deine Sterne, sie haben einen schönen Glanz,
auch wenn sie liegt in weiter Ferne, im Herzen bleibt sie, voll und ganz.

Auch Heimatklänge, Heimatlieder, die sind uns immer noch bewusst,
gern hören wir sie immer wieder und singen sie aus voller Brust.

Die Bilder uns vor Augen steh´n, von unserem Dorf und von der Stadt,
als Kinder haben wirs gesehn, heut vieles sich doch verändert hat.

Da gibt´s nicht mehr den Baum und Ast, daran mal eine Schaukel hing,
die Bank die einlud zu der Rast, wenn´s manchmal nicht mehr weiter ging.

Der Weg verwachsenden wir mal gingen, mit Vater und Mutter an der Hand,
die Vögel dort zwar auch noch singen, doch vieles ist uns fremd im Land.

Da gabs den Born zum Wasser holen, als kleiner Bach floss es zum See,
wir schlichen oft auf leisen Sohlen, wenn Mädchen waren in der Näh.

Erschreckten sie nur so zum spaß, wenn sie das Osterwasser schöpften,
und machten sie dabei uns nass, wir sie uns dann erst recht vorknöpften.

Auch manches Haus das ist verschwunden und Stall mit Scheune abgebrannt,
so hat die Heimat viele Wunden, wie wir sie Früher nicht gekannt.

Ganz nahe lag der weisse Strand und oft lud er uns zum Baden ein,
so fein und sauber war der Sand, das Wasser auch noch klar und rein.

Und weil wir unsre Heimat lieben, so sehen wir es wächst auch etwas neu,
das Pflänzchen Hoffnung ist geblieben, denn wo man Korn drischt bleibt auch Spreu.

Gepflanzt mal in die Heimaterde sind wir mit Wurzeln ausgegraben,
Und dürfen hier nun trotz Beschwerde, auch eine neue Heimat haben.

Siegfried Kollatz
2007
Büssow

Die Hütejungen aus Pommern.

Im Frühling wenn der Schnee weg geht, war auch das Gras schon etwas grün,
vom See ein lauer Wind her weht, wir Kinder durch das Dorf dann zieh´n.

Von Hof zu Hof und manchem Haus, gehen wir und sammeln Kühe ein,
es kommen viele da heraus, die meisten groß, doch manche klein.

Weil wir noch nicht zur Schule gingen, war es als Zeitvertreib sehr schön,
wir konnten das schon fertig bringen, das wir zum Hüten konnten geh´n.

Zum weiden ging es dann hin aus, die Grabowwiesen warn das Ziel,
da gab es weit und breit kein Haus, doch Gras und Wasser gab es viel.

Der Weg der ging durch Feld und Wald, die Kühe an der Saat sich laben,
wir trieben schnell, damit wir bald, die Wiesen dann erreicht auch haben.

Da gab es ja auch noch den Hund, der uns ein treuer Helfer war,
es gab nen Pfiff aus unserem Mund und gleich war er den Kühen nah.

Wir ritten auch mal auf dem Rücken, die Kühe mochten das wohl nicht,
dann stachen uns auch noch die Mücken, der Kuhschwanz traf uns im Gesicht.

Dabei fiel´n wir auch mal ins Wasser, was manchmal auf der Wiese stand,
die Sachen wurden dabei nasser und schnell wir suchten trocknes Land.

Dann wurde Feuer angemacht, da wurden dann die Sachen trocken,
da gab es spaß, es wird gelacht, weil nackend wir ums Feuer hocken.

Aus Weide machten wir ne´ Flöte, entlockten dieser manchen Ton,
wir fingen auch mal eine Kröte und kannten viele Tiere schon.

Der Durst der wurde schnell gestillt, die Milch die lief ja auf vier Beinen,
wer da zum Trinken war gewillt, der zog an Zitzen, nicht an einem.

Wir lagen träumend auch im Gras und sahen zu Wolken auf, den weissen,
Phantasiegestalten machten spaß, gern wollten wir mit ihnen reisen.

Das ging so bis zur Ferienzeit, oft kamen Kinder aus der Stadt,
zum mitgehen waren sie gern bereit, weil Neues man gesehen hat.

Die älteren Jungens kamen dazu, da fing auch oft der Streit recht an,
sie liessen uns Kleine nicht in Ruh, wir waren ihre Helfer dann.

Doch wohl zu allem kann man sagen, für uns war das Erleben schön,
an diesen langen Sommertagen, wollt keiner schnell zu Bett dann geh´n.

Eine schöne Zeit war´s für uns Kinder, die bleibt in der Erinnerung,
ob nun im Sommer wie im Winter, die Kühe hielten uns in Schwung.

Siegfried Kollatz
2006
Büssow

Ostbrandenburg
und Pommernland

Ostbrandenburg und Pommernland, das gleiche Schicksal euch ereilt,
beide habt ihr einen Strand und beide wurdet ihr geteilt.

Beim einen ist´s der Oderstrand, der Fluß der sich durch Pommern windet,
durch Wiesen, Wald und weissen Sand, bald in der Ostsee er sich befindet.

Der rote Adler fliegt in blauer Luft, hoch über Heide, Sumpf und Sand,
im Frühling auch der Kuckuck ruft, hier ist des Märkers Heimatland.

Ostbrandenburg- Markgrafenland, von Preußen, Hohenzollern die Provinz,
ist heute nun in fremder Hand, dort wohnen jetzt nur Kunz und Hinz.

Rot und Weiss die Farbe deiner Fahne, drückt sie doch aus, die Liebe zu dem Land,
so kannte es auch schon der Ahne, hier gibt es nicht nur Heide, Sumpf und Sand.

Der Fleiß der Menschen brachte diesen Stand, sie kamen wohl aus vielen Ländern,
man brachte alles unter eine Hand, sie wussten Streit, der würde alles ändern.

So siegte die Vernunft, von König angeregt, der diese Länder mal bewohnbar machte,
dann wurden Städte, Dörfer und auch Straßen angelegt, womit es vielen eine Zukunft brachte.

Der rote Greif vom Pommernland, auf seinen Blau und weissen Fahnen,
hat einen langen Meeresstrand, da wohnten viele Jahre vor uns schon die Ahnen.

Auch Pommern war fast Menschenleer nach langem Krieg,
viel Städte und auch Dörfer waren fast verschwunden,
da sang man nur das Lied, Maikäfer flieg, doch hat man manches Elend überwunden.
So wurden auch zu uns die Siedler her gerufen
sie kamen gern, denn leicht macht man ihr Los,
Die Leute warn aus allerlei Berufen, die Steuern waren für sie nicht groß.
Vergingen so viel hundert Jahre, wo man das Land sehr fruchtbar machte,
es wurde produziert viel Ware, all das was jeder wohl so dachte.

Es wurde Torf gestochen und gefischt, es gab viel Weide um damit zu flechten,
bei Festen wurde etwas aufgetischt, die Leute sahen viel noch nach dem Rechten.

Der Bauernstand gut angesehen, auch Schmied und Müller ihres gleichen,
der Sattler, Tischler angenehm, mit Schneider, Schuster zu vergleichen.

Der Fleischer fuhr dann über Land, um Rind und Schweine einzukaufen,
beim Schlachten war er auch zur Hand, oft brauchte er nicht weit zu laufen.

Der Fleischbeschauer hatte schon, die Sachen als für gut befunden,
bekam dafür auch seinen Lohn, das aber ging nicht nur nach Stunden.

Der Lehrer, auch der Bürgermeister, das waren im Dorf sehr wichtige Leute,
der Pfarrer kannte alle seine Geister, der Küster tat was fürs Geläute.

Die Küsten brachten Schiffsverkehr, an Oder und an Ostseestrand
es kamen auch viele Leute her, zum Wandern und Baden hier im Land.

Die Fischer die auf Oder und auf See raus fuhren, versorgten viele Menschen hier mit Fisch,
sie konnten schauen nicht auf ihre Uhren, wenig Zeit verbrachten sie mit Frau und Kind am Tisch.

Im Winter auf dem Eis, da ward das Schilf geschnitten, weil man damit die Häuser gut Bedachte,
die Bündel kamen dann auf einen Schlitten, womit man sie auch in die Scheune brachte.

Ein blühend Land wir mussten dann verlassen, wo´s Frohsinn gab und Melancholie,
die schönen Dinge sollten nie verblassen, der Vorsatz sei wir alle pflegen sie.

Siegfried Kollatz
Büssow

Küstenabend

Nun ist die Sonne feuertrunken
hochlodernd in der See versunken.
Die Nacht strömt aus den Gründen her
und breitet sich aufs müde Meer.
Die Fischer zieh´n das Boot auf Strand,
einschläft das dunkelblaue Land.

Der Bauer geht noch mal ums Haus
und pustet dann die Lampe aus.
Da, horch, es kreischt nach alter Weise
im Dünenbusch ein Mädchen leise.
Der Bursche hat´s mit seinem Lieben
für diesmal wohl zu toll getrieben.

Dann steigt der Nebel aus den Wiesen,
die alten Weiden steh´n wie Riesen,
und nur die Katze maust im Feld.
Die Hände Gottes über alle Welt!

Ulrich Sander

Abend an der Wipper

Ich steh´ am Uferrand und lausche in die Stille.
Durchs Schilf streicht leis´ ein kühler Abendwind.
Im feuchten Gras zirpt verloren eine Grille,
bis auch sie endlich Ruh´ und Schlummer find.

Des Mondes Sichel glitzert silbern auf den Wellen,
Nachthimmel färbt das Wasser dunkelblau,
vieltausend gold´ne Sterne es erhellen,
versunken steh´ ich da und schau und schau.

Ich hebe langsam meine Augen auf zum Himmel,
zur unendlich großen Zahl der Sterne,
und meine Seele weitet sich - ihr wachsen Flügel
und die Gedanken wandern in die Ferne ...........

Unbekannt

Es weht ein Wind

Es weht ein Wind vom Osten her,
so weit aus fernem Land.
Es grüßt mich lieb von einem Meer
und weißem Dünenstrand.

Es bringt auch viele Grüße mit
von einem Dorf am See.
Sein Odem über Felder glitt
voll Korn und grünem Klee.

In ihm des Waldes Rauschen klingt
wie einst in ferner Zeit,
darin so manches Vöglein singt.
Es wird das Herz mir weit.

Es weht ein Wind dem Osten zu,
er küßt mir Haar und Wang´.
Er weht und weht ohn´ alle Ruh
und spricht: Mein Weg ist lang!

Ich ruf ihm zu: Ich bitt dich sehr,
grüß mir das Dorf am See,
das Vaterhaus, den Strand, das Meer,
den Wald, die Bergeshöhn!

Mit deinen Händen streichle lind,
das alles was genannt.
Die Heimat ist´s du lieber Wind,
mein liebes Pommerland!

M.T.

Ganz wiet dorhiene

Dor ganz wiet, ganz wiet dorhiene,
wo dei Ficht am Seindberg steht,
wo sich gulden Eeelle fine,
wo dei Storm dürch´t Streinhult weht,
wo dei Bäk dürch greune Wische
treckt an widder Woadderkeint,
wo dei Oadboars Poage Fische,
dor, dor is mien Heimatland!

Wo ut Widder Kessberböme
kickt ä schmuck ror Teigeldack,
wo im Strohdack Uule dröme,
euwem hoge Schünefack,
wo dat Linne bleikt im Sommer,
wo dei Buer pleugt dei Wuurt,
wo noch Spickgäus inner Koammer -
dor, dor is mien Heimatuurt!

Wo dei Rause schöne blöje
eis süs up de ganze Weelt,
wo sich helle Oogen fröje,
kümmt dei Voadder ut demFeeld,
wo dat Spinnrad noch sich runddreht,
wo dei Koader grippt dei Mus,
wo min Mudder feu mie bät´t hät,
dor, dor is mien Voadderhus!

Unbekannt

Heimweh nach Pommern

Es rauscht das Meer, die Wellen tosen,
vor meinen Augen seh' ich weißen Strand.
Im Walde blüh'n die Heckenrosen,
das bist du, Pommern, Heimatland.

Ich sehe schwere Ährenfelder
und ach den blauen Vitter - See,
dahinter dunkle Bauernwälder,
die Ostsee - Brandung glänzt wie Schnee.

Wir sind so weit von Dir gezogen,
doch fanden wir nicht Ruh' noch Glück.
Auch keine Möwe kam geflogen
und bringt nach Pommern uns zurück.

Mein trautes Lieb', auch Du bist ferne
und all mein Sehnen blieb bei Dir.
Ich frage ach so oft die Sterne:
"Gibt es für uns kein Pommern mehr?"

Verzweifelt schau ich in die Weite,
hier ist kein Meer, kein Ostseestrand.
Mein Mütterlein muß auch so leiden
um Dich, du schönes Pommerland.

Doch nirgends Hoffnung, nirgends Freude,
es eilt das Schicksal seinen Weg.
Ich gehe still durch Wald und Heide,
nach Pommern find ich keinen Steg.

Wie stand ich einst vor Deinen Fluten,
war ob der Schönheit wie berauscht,
jetzt will mein Herz hier schier verbluten,
wenn es nach Dir, Oh, Pommern, lauscht.

Unbekannt

Strand-Weihnachten

Schon schiebt sich in die Brandung
ein heller Streifen Eis,
Schnee liegt auf Strand und Dünen
alles ist jetzt Weiß.

Es stäubt der Wind aus Osten
die Hafeneinfahrt zu
und zwingt den Strand und Dünen
zu winterlicher Ruh'.

Doch überm Meer ein Leuchten,
ein Klingen, zart und sacht,
bald dämmert dort der Abend
zur kalten Winternacht.

Unbekannt